Im Folgenden findet sich eine fortlaufende Dokumentation der Kommentare, Zitate und Aktionen zum Trassenverlauf der S21:
- 3. Juni 2020: Die Pressestelle der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz teilte nach einem über dreistündigen Spitzengespräch am Abend des 3. Juni dieses Jahres mit: »Der Trassenverlauf für die S21 ist so zu wählen, dass auch während der Bauarbeiten das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas maximal geschützt wird. Es werden jetzt zu einem sehr frühzeitigen Zeitpunkt Gespräche zwischen den Beteiligten geführt, um zu einer guten einvernehmlichen Lösung zu kommen. Diese Gespräche werden Ende Juni fortgesetzt.«
Direktor Uwe Neumärker betonte hierzu: »Vorrangiges Ziel aller weiteren Verhandlungen über Trassenführungen der S21 muss sein, das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas Dani Karavans, das die Stiftung aus tiefster Überzeugung und mit gesetzlichem Auftrag seit 2012 betreut, auch während der Bauzeit in seiner Gesamtheit zu erhalten.« - 29. Juni 2020: Die Pressestelle der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz teilte mit: »Es gab am vergangenen Freitag erneut ein intensives und konstruktives Gespräch zum Thema. Dabei haben sich die Beteiligten darauf geeinigt, dass noch einmal genau überprüft wird, welche Implikationen die wichtigsten, technisch möglichen Varianten einer Trassenführung haben – und wie die jeweils auftauchenden Probleme überwunden werden können. Ziel bleibt es, die Lösung zu finden, die das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas maximal schützt. Ein Folgetreffen ist nach der Sommerpause geplant.«
- 25. Juni 2020: Dani Karavan, Künstler des Denkmals, sagte: »Das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas in seiner gesamten Ausdehnung darf nicht berührt werden! Eine Straßenbahnlinie kann bewegt werden, aber kein Kunstwerk. Insbesondere im tatsächlichen Kontext rassistischer Manifestationen wäre jede Beschädigung des Denkmals eine Verletzung der Sinti-Roma. Wenn jemand es wagt, einen Teil des künstlerischen Ensembles des Denkmals zu berühren, werde ich persönlich kommen und es mit meinem Körper schützen, den Angreifer verklagen und einen internationalen Skandal darüber machen. Die Diskussion über eine mögliche Ausnahmeregelung schadet der Würde des Ensembles und muss sofort aufhören.«
- 19. Juni 2020: Ein Kommentar von Romeo Franz, Komponist des Geigentons am Denkmal, findet sich hier.
- 8. Februar 2021: Die Petition der Initiative Sinti-Roma-Pride #DASDENKMALBLEIBT! wird nun mit diesem Video von RomaTrial e.V. unterstützt.
- 16. Mai 2021: »Lasst unser Denkmal unberührt, damit unsere Toten ihre ewige Ruhe finden.« Mit diesen Worten unterstrich Zoni Weisz, der siebenjährig als einziger seiner Familie den Völkermord in den Niederlanden überlebte, seinen ganz persönlichen Standpunkt, in der am 16. Mai 2021 von RomnoKher und der Stiftung Denkmal veranstalteten virtuellen Konferenz »Widerstand und Selbstbehauptung: Sinti und Roma in Europa – gestern und heute«. Die aktuellen Planungen zum Bau der S-Bahnlinie S21 lassen die Diskussionen um Eingriffe in das Denkmal nicht abreißen. Sinti und Roma fühlen sich nicht angemessen angehört und beteiligt. »Dass dieser heilige Ort für Roma und Sinti bedroht ist«, so Zoni Weisz, »und die Erinnerung an unsere Lieben verschmiert ist, ist eine unverdauliche Angelegenheit für mich«. Für Überlebende ebenso wie für viele Roma und Sinti der zweiten, dritten und vierten Generation steht derzeit die Frage der Details nicht im Vordergrund, sondern die grundsätzliche Diskussion darüber, dies gaben die vor allem europäischen Stimmen der Veranstaltung wieder.
So forderte Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, für das weitere Vorgehen: »Transparenz und breite Beteiligung von Selbstorganisationen aus Deutschland und Europa«, sowie »eine angemessene Sensibilität und ein angemessenes Bewusstsein über die einzigartige Beschaffenheit und die Bedeutung des Ortes.«
»Die Art, wie über das Denkmal im Zusammenhang mit dem Bau der S21 gesprochen und informiert wird«, so Neumärker weiter »ist ein fatales Signal in doppelter Hinsicht. Ein fatales Signal für Sinti und Roma in Deutschland und darüber hinaus, aber ebenso ein fatales Signal in Richtung Gesamtgesellschaft. Es bedeutet etwas, wenn das Denkmal zur städtebaulichen Manövriermasse wird. Hier stellt sich die Frage, nach der Ernsthaftigkeit der Bekenntnisse zur Übernahme von Verantwortung für den Völkermord und des besonderen Schutzes von Roma und Sinti und ihrer Belange auch in der Gegenwart.«
Gilda Horvath, Journalistin, Menschen- und Bürgerrechtsaktivistin aus Wien stellte in ihrem Beitrag zur Veranstaltung fest: »Das ist tatsächlich eine Frage der Werte einer Gesellschaft. Sind Infrastrukturbauten wichtiger als die Geschichte, als die Heilung der Gesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen? Das Mahnmal steht nicht nur für die Vergangenheit, es steht auch für unseren täglichen, notwendigen Widerstand in der Gegenwart. Es ist ein Denkmal für unsere verstorbenen Vorfahren, aber es ist gleichzeitig ein Mahnmal für die Zustände der Gegenwart. Und jetzt versucht man einfach, darüber hinwegzufahren. Heute besteht unser Widerstand darin, dass wir uns dagegen wehren, einfach überfahren zu werden. Unsere Großeltern und Urgroßeltern, die heute nicht mehr da sind, sie erwachten nachts, schreiend, sie zitterten, wenn sie Stiefel am Gang hörten und wir sind mit ihnen aufgewachsen, wir haben das erlebt. Die Nationalsozialisten hinterließen bei uns allen tiefe, tiefe Wunden. Insofern sollte es um das Mahnmal in Berlin GAR KEINE Diskussion geben, denn der Diskurs selbst ist eine Beleidigung unserer gemeinsamen transgenerationellen Heilung.«
Esther Reinhardt-Brendel, Aktivistin der Initiative Roma Sinti Pride mahnte im Rahmen der Veranstaltung: »Die Diskussion darf nicht abrutschen. Es kann nicht sein, dass über uns hinweggegangen wird. Das geht nun so weit, dass darüber diskutiert wird, ob das Denkmal ein Ersatz für die Gräber unserer ermordeten Menschen ist, die keine haben. Das ist eine individuelle Frage, die jeder von uns für sich selbst entscheiden muss. Diese Entscheidung kann und darf mir niemand abnehmen.« Hier geht es zum ausführlichen Bericht der Veranstaltung.
- 15. Juni 2021: Noa Karavan, die Tochter des Schöpfers des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, des kürzlich verstorbenen weltbekannten Künstlers Dani Karavan, ist bei ihrem Besuch in Berlin eindeutig: »Das Denkmal als Anerkennung des Holocaust an den Sinti und Roma wie auch als Gesamtkunstwerk muss im Mittelpunkt aller Betrachtungen stehen. Es darf nicht beeinträchtigt werden. Die Trassenführung der S21 muss sich danach richten.« Hier geht es zur ausführlichen Meldung.
- 12. Oktober 2023: Die neue Berliner Regierung treibt die Baupläne seit Spätsommer 2023 voran. Offener Brief »Rettet das Berliner Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas!« an Joe Chialo, Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, und Manja Schreiner, Berliner Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
https://www.stiftung-denkmal.de/aktuelles/offener-brief-rettet-das-berliner-denkmal-fuer-die-ermordeten-sinti-und-roma-europas/ 19. Dezember 2023: Der 2021 verstorbene Schöpfer des Gesamtkunstwerks Dani Karavan, seine Witwe sowie die Töchter Noa und Tamar, die Stiftung und fast ausnahmslos alle Selbstorganisationen der Sinti und Roma lehnen die geplanten Maßnahmen, die auch das Brandenburger Tor gefährden, weiter ab. Mit dem Beschluss des Berliner Senats, vom 19. Dezember 2023, den S21-Tunnel im Tiergarten mit der Variante 12 h umzusetzen, wird die DB nun zunächst ein Planfeststellungsverfahren einleiten. Der Baubeginn für die S21 ist für das Jahr 2027 anvisiert und die Fertigstellung 2037. RomaTrial und weitere Unterzeichner/-innen des Offenen Briefs / der Petition, darunter auch Jana Mechelhoff-Herezi von der Stiftung, haben dazu am 19. Dezember 2023 eine Protestaktion im Roten Rathaus abgehalten.
- 27. Mai 2024: Auslegung und Unterrichtung der Öffentlichkeit zum Planfeststellungsverfahren durch das Eisenbahn Bundesamt, Außenstelle Berlin, für das Bauvorhaben »S 21 Nordringanbindung Hauptbahnhof – Potsdamer Platz, 2. Bauabschnitt«, Strecke: Nr.: 6017 von km 2,4+51 bis km 2,6+00 bzw. 3,1+82 im Bezirk Mitte von Berlin: https://www.berlin-s21.de/planung-genehmigung.html
Bis zu zwei Wochen nach Ablauf der Auslegungsfrist, dem 26. Juni 2024, haben die von der geplanten Baumaßnahme betroffenen Bürger und anerkannten Verbände die Gelegenheit, in schriftlicher Form begründete Einwendungen und Stellungnahmen abzugeben.
- 4. Juli 2024: Einwendungen der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas gegen das Planfeststellungsverfahren S 21-Nordringanbindung – Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas(PDF des Schreibens an das Eisenbahn-Bundesamt), (PDF des Nachtrags zur Einwende)
- 22. Juli 2024: Protestbrief gegen das Bauvorhaben der S 21-Nordringanbindung, wie es in den am 27. Mai 2024 veröffentlichen Planvorlagen vorgesehen ist. (PDF des Protestbriefs mit der Auflistung der Unterzeichner/-innen)
- 23. Juli 2024: Protestschreiben mit der Forderung einer alternativen Trassenführung, die den Gedenkort unbeschadet lässt. Dieses Protestschreiben haben bereits 138 Personen aus Zivilgesellschaft, Kultur- und Erinnerungsarbeit unterschrieben. Zu den Unterzeichner/-innen zählen u.a. Hava Karavan, Wim Wenders, Wolfgang Benz, weitere Namen sehen Sie auch hier. (PDF Protestschreiben mit der Auflistung weiterer Unterzeichner/-innen)
- 24. Juli 2024: Einwendungen von Zoni Weisz gegen das Planfestellungsverfahren S 21-Nordringanbindung – Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas (Schreiben von Zoni Weisz)
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
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