Ab 7. Juli 2009 wird in der Universität Hamburg die Wanderausstellung »Was damals Recht war – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« zu sehen sein. Die Ausstellung zeigt, wie Unrecht und Willkür den Militärjustiz-Alltag kennzeichneten und tausende Männer und Frauen, nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten, der Unrechtsjustiz zum Opfer fielen. Hamburg ist nach Berlin, Köln, Wilhelmshaven, München, Halle (Saale), Peenemünde, Freiburg, Kiel, Bielefeld, Dortmund und Bremen die zwölfte Station der Wanderausstellung in der Bundesrepublik. Bis zum 8. August 2009 können Interessierte die Ausstellung im Westflügel der Universität Hamburg besuchen und über die Justizbehörde Hamburg Führungen buchen.
Hamburg und der historische Bezug zur Wanderausstellung
Herbert Beling starb auf tragische Weise als Häftling des Konzentrationslagers Neuengamme – durch alliiertes Bombardement auf dem Häftlingsschiff Cap Arcona. Beling war zunächst mehrmals wegen kleinerer Verstöße gegen die Wehrmachtsdisziplin aufgefallen. So hatte er sich verspätet die Haare schneiden lassen und einen Marschbefehl zum Zahnarzt zu früh angetreten. Er wurde in ein Feldstraflager eingewiesen. Als er sich dort weigerte ein Brotstück herauszugeben, das ihm ein lettischer Zivilist zugeworfen hatte, wurde er in das Hamburger Konzentrationslager überstellt. Seine Geschichte ist ein Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Wehrmachtsjustiz und Gestapo.
Der in Hamburg geborene Ludwig Baumann wurde als Deserteur zum Tode verurteilt. Von Hamburg aus erreichte sein Vater eine Umwandlung der Strafe, von der Ludwig Baumann jedoch erst nach 10 Monaten bangen Wartens in der Todeszelle erfuhr. 1990 gründete er die Bundesvereinigung der »Opfer der NS-Militärjustiz« e.V., der er auch noch heute vorsitzt und die für die endgültige Rehabilitierung aller Opfer der deutschen Wehrmachtgerichte kämpft. Ludwig Baumann wird auf der Eröffnungsveranstaltung in Hamburg sprechen. Für seinen Freund Kurt Oldenburg, mit dem er 1942 desertierte, wird am 7. Juli im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung ein »Stolperstein« verlegt.
Aufhebung der meisten Unrechtsurteile im Mai 2002
Mit Ablehnung und Feindschaft begegnete die Mehrzahl der Deutschen nach 1945 den überlebenden Opfern der Wehrmachtjustiz. Vielen gelten die Verurteilten bis heute als Verräter oder Feiglinge. Dabei hat der Deutsche Bundestag im Mai 2002 die meisten Urteile der Wehrmachtjustiz des Zweiten Weltkrieges aufgehoben. Zu den zehntausenden Opfern dieser Justiz zählen auch Widerstandskämpfer aus nahezu ganz Europa, die in ihren von der Wehrmacht besetzten Heimatländern oder in Deutschland inhaftiert, vor Gericht gestellt und in großer Zahl exekutiert worden sind.
Kooperationen und Unterstützungen
Am Standort Hamburg wird die Ausstellung präsentiert von der Justizbehörde Hamburg, der Universität Hamburg und dem Hamburgischen Richterverein. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin, unterstützt von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt – Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale), der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e. V. und der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien hat das Projekt finanziert.
Mehr Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm unter: www.stiftung-denkmal.de
Ausstellungsort: Universität Hamburg, Westflügel, Foyer, Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg
Ausstellungsdauer: 7. Juli bis 8. August 2009
Pressekonferenz (mit anschließender Presseführung): 6. Juli 2009, 12 Uhr, Ort: Universität Hamburg, Senatssitzungssaal (AS-Saal), Hauptgebäude (2. Stock) Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg
Eröffnung der Ausstellung: 6. Juli 2009, 18 Uhr, Universität Hamburg, Westflügel, Foyer (auf Einladung)
Öffnungszeiten in Hamburg: Mo-Fr von 7 bis 21 Uhr und Sa von 7 bis 15 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Besucherservice, Buchung von Führungen:
Führungen können von Gruppen und Schulklassen für den Zeitraum vom 7. Juli bis 8. August 2009 gebucht werden. Bitte wenden Sie sich an Tel. 040/42843-4929 oder -2297, E-Mail: Ausstellung [at] justiz.hamburg.de