Die Ausstellung bietet auf Grundlage zahlreicher bisher unveröffentlichter Dokumente erstmals einen vergleichenden Einblick in die jüdische Geschichte der ehemaligen preußischen Provinzen Hannover und Ostpreußen. Anlass ist der 75. Jahrestag des antijüdischen Terrors im November 1938. Die Ausschreitungen beendeten für die Juden im niedersächsischen Raum und in Ostpreußen gleichermaßen jede Hoffnung auf eine weitere Existenz in ihrer Heimat. Soweit ihnen die Auswanderung nicht mehr gelang, wurden sie fast ausnahmslos in Ghettos und Vernichtungslager deportiert.
Provinz Hannover
Im niedersächsischen Raum bestanden zahlreiche traditionsreiche jüdische Landgemeinden, so zum Beispiel in Ostfriesland. Anziehungspunkt jüdischen Lebens wurde jedoch die Provinzhauptstadt Hannover, die um 1930 zu den zehn größten jüdischen Gemeinden Deutschlands zählte. Bereits seit Ende der 1920er Jahre verübten Nationalsozialisten antijüdische Anschläge. 1933, nach ihrer Machtübernahme im Deutschen Reich, begann die systematische Verfolgung von Juden auch in Hannover. Zum Scheitelpunkt der antijüdischen Politik wurde der Terror im November 1938. Ab 1941 begannen die systematischen Verschleppungen in den Tod. Eine öffentliche Gedenkkultur, die an die Opfer erinnert und sich mit den Verbrechen der Nationalsozialisten auseinandersetzt, entwickelte sich in Niedersachsen, wie auch anderswo, erst in den 1980er Jahren.
Provinz Ostpreußen
Zentrum des jüdischen Lebens war die Hauptstadt Königsberg, in der sich bis zum Ersten Weltkrieg der Liberalismus als politische Bewegung behauptete – länger als in anderen Teilen des Deutschen Reiches. Nach 1919 agitierten völkische Gruppen auch in Ostpreußen. Ihre Propaganda wirkte bei manchen Einwohnern, die nach der Abtrennung der Provinz vom übrigen Reichsgebiet in wirtschaftliche Not geraten waren. Anders als in Hannover setzte eine starke Radikalisierung erst 1928 ein, als die NSDAP Erich Koch als Gauleiter nach Ostpreußen sandte. Die SA überzog die Provinz seitdem mit Terror, der nach 1933 Teil der Regierungspolitik wurde. Auch die ostpreußischen Juden wurden im November 1938 Opfer brutaler Ausschreitungen. Sie teilten in den folgenden Jahren das Schicksal der deutschen und europäischen Juden. Nur an wenigen Orten wird ihrer heute gedacht.
Konzept:
Die komplett zweisprachige Ausstellung (deutsch-russisch) will einen Beitrag zur grenzüberschreitenden Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit in Deutschland, Polen, der Russischen Förderation und Litauen leisten und ist parallel vom 9. November bis 6. Dezember 2013 im Deutsch-Russischen Haus Kaliningrad (Königsberg) zu sehen. Die Ausstellung »Alles brannte!« ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und des Ostpreußischen Landesmuseums Lüneburg in Zusammenarbeit mit dem Nordost-Institut/IKGN e. V. (Lüneburg) und mit Unterstützung der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, dem Deutsch-Russischen Haus, der Jüdischen Gemeinde und dem Deutschen Generalkonsulat Kaliningrad und der Stadtgemeinschaft Königsberg.
Begleitend zur Ausstellung:
Für die Dauer der Ausstellung hat das Ostpreußische Landesmuseum in Kooperation mit dem IKGN e. V. ein Rahmenprogramm erarbeitet, das sich dem Thema anhand von Vorträgen nähert. Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm unter:
http://www.stiftung-denkmal.de/ausstellungen/alles-brannte.html und
http://www.ostpreussisches-landesmuseum.de/museum/sonderausstellungen/alles-brannte.html
»Alles brannte!«
Jüdisches Leben und seine Zerstörung in den preußischen Provinzen Hannover und Ostpreußen
Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg, Ritterstraße 10, 21335 Lüneburg
14. November 2013 bis 24. April 2014
Eröffnung: 13. November 2013, 19 Uhr
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 4 Euro (ermäßigt 3 Euro)
Kontakt
Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg
Franziska Lein / Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (0)4131 – 759 95 14
E-Mail: f.lein[at]ol-lg.de
Internet: www.ostpreussisches-landesmuseum.de