Am 20. März 2018 wird der 16. Zeitzeugenbericht der Stiftung Denkmal »548 Tage unter falschem Namen – Vom Untergang der jüdischen Gemeinde Saloniki« der griechischen Holocaustüberlebenden Rosina Asser Pardo im Seminarzentrum der Freien Universität Berlin (L115), Habelschwerdter Allee 45, vorgestellt.
Vor 75 Jahren – am 15. März 1943 – verließ der erste Deportationszug Saloniki in Richtung Auschwitz (bis August 1943 folgten 17 weitere Transporte). Rosina Asser Pardo (*1933) in der griechischen Hafenstadt Saloniki in eine jüdische Familie geboren, konnte ihrer Verschleppung in den Tod in einem Versteck entgehen. Ihre Erlebnisse in dieser Zeit hielt sie in einem Tagebuch fest.
Nach Grußworten des griechischen Botschafters, S. E. Theodoros Daskaolis, und des Direktors des Centrums Modernes Griechenland, Prof. Dr. Miltos Pechlivanos, bietet Dr. Ulrich Baumann, stellvertretender Direktor der Stiftung Denkmal, eine Einführung in die Geschichte Salonikis – des einstigen »Jerusalems des Balkans«. Anschließend liest die Schauspielerin Esther Zimmering aus den Erinnerungen Rosina Asser Pardos.
Rosina Asser Pardo
Nach dem deutschen Einmarsch 1941 musste Rosina Asser Pardo mit ihren Eltern und ihren zwei Geschwistern im Februar 1943 in das Salonicher Ghetto ziehen. Sie flohen vor der drohenden Deportation und versteckten sich von April 1943 bis Oktober 1944 – 548 Tage – im Haus von christlichen Bürgern im Herzen der Stadt. In dieser Zeit führte Rosina Tagebuch. Nach ihrer Befreiung ging sie wieder zur Schule und studierte anschließend Jura in Athen und Paris. 1956 heiratete Rosina David Asser. Das Paar bekam drei Kinder und bis heute neun Enkelkinder. Erst 1998 – mit 65 Jahren – entschloss sich Rosina, ihr im Alter von zehn Jahren geschriebenes Tagebuch im Gavriilidis-Verlag in Athen zu veröffentlichen. Mit der Herausgabe ihres Tagebuchs, so schreibt sie in ihrer Einleitung: »beabsichtige ich nicht, mit Anne Frank gleichzuziehen. […] Mein Ziel ist, meinen Kindern und ihrer Generation zu erklären, warum mich die Jahre 1940 bis 1945 – Jahre von Krieg und Verfolgung – in Geist und Seele so geprägt haben«.
Im September 2016 gab Rosina im Rahmen des Projekts »Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland« (www.occupation-memories.org) der FU Berlin ein Interview. 2018 übersetzte Athanassios Tsingas die griechische Ausgabe von »548 Tage unter falschem Namen« für die Zeitzeugenreihe der Stiftung Denkmal in die deutsche Sprache. Zur Vorstellung von Rosinas Erinnerungen werden ihr Sohn, Victor Asser, und ihre Tochter, Gina Asser nach Berlin reisen.
16. Band der Zeitzeugenreihe
Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas veröffentlicht in einer eigenen Reihe Erinnerungen von Holocaustüberlebenden. Das Format wurde 2009 entwickelt, seitdem sind insgesamt 16 Zeitzeugenberichte erschienen. Die Vorstellung der Bände wird immer von einer Lesung oder einem Gespräch mit dem Überlebenden begleitet. In den letzten Jahren sind unter anderem Berichte von Lajos Erdélyi (*1929) »Heimkehr nach Siebenbürgen. Erinnerungen eines Fotografen«, von Nechama Drober (*1927) »Ich heiße jetzt Nechama. Mein Leben zwischen Königsberg und Israel« und Regina Steinitz (*1930) mit Regina Scheer »Zerstörte Kindheit und Jugend. Mein Leben und Überleben in Berlin« erschienen. Die Schutzgebühr für jeden Band beträgt 7,50 Euro. Sie sind unter info@stiftung-denkmal.de erhältlich.
Esther Zimmering (*1977) studierte an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin. 2018 nahm sie mit ihrer ersten Regierarbeit »Swimmingpool am Golan« am 39. Filmfestival »Max-Ophüls-Preis« teil. In dieser Dokumentation begibt sie sich in Berlin und Israel auf die Suche nach den Lebenswegen ihrer jüdisch-deutschen Familie, deren Mitglieder an der Gründung zweier Staaten, der DDR und Israels, entscheidend mitgewirkt haben.
Das Buch »548 Tage unter falschem Namen – Vom Untergang der jüdischen Gemeinde Saloniki« sowie Bildmaterial stellen wir Ihnen gern zur Verfügung.