Rudolf Brazda war Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald. Er wurde 1942 aufgrund seiner Homosexualität inhaftiert. Noch bis zur Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am 27. Mai 2008 war man allgemein davon ausgegangen, dass es keinen lebenden Zeitzeugen mehr gibt, der wegen seiner Homosexualität in einem Konzentrationslager inhaftiert war. Nur aufgrund der Berichterstattung in den Medien anlässlich der Einweihung des Denkmals hatte sich Rudolf Brazda (*1913) beim Lesben- und Schwulenverband gemeldet. Er ist gestern, am 3. August 2011, in Bantzenheim, Oberelsass, verstorben.
Rudolf Brazda wurde als das jüngste von acht Kindern einer eingewanderten tschechischen Arbeiterfamilie im thüringischen Meuselwitz geboren. Als junger Erwachsener entdeckte er seine Homosexualität. Nachdem die Nationalsozialisten die Macht ergriffen hatten, wurde Rudolf Brazda bei einer Razzia gegen Homosexuelle verhaftet und nach Paragraph 175 zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Anschließend wurde er in die Tschechoslowakei ausgewiesen. Doch schon 1938 holten ihn die Nationalsozialisten dort ein. 1942 kam er ins Konzentrationslager Buchenwald, wo er Zwangsarbeit im Steinbruch verrichten musste. In den letzten Wochen vor der Befreiung durch die Amerikaner am 11. April 1945 konnte er sich mit Hilfe eines Kapos im Schweinestall des Lagers verstecken. Nach dem Krieg zog er nach Frankreich, wo Homosexualität nicht unter Strafe stand.
Für das Videoarchiv des Denkmals für ermordeten Juden Europas gab Rudolf Brazda im Juni 2008 eines der ersten ausführlichen Interviews. Es ist auch im Ort der Information des Denkmals zu sehen.
Noch im Mai dieses Jahres wurde im Berliner Roten Rathaus seine Biographie »Das Glück kam immer zu mir«, verfasst von Alexander Zinn, vorgestellt. Er selbst konnte zu diesem Zeitpunkt aus gesundheitlichen Gründen doch schon nicht mehr nach Berlin kommen.
Im Juni beging Rudolf Brazda seinen 98. Geburtstag.
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