Lajos Erdélyi wurde 1929 in Neumarkt am Mieresch (rumänisch: Târgu Mureș, ungarisch: Marosvásárhely) in Siebenbürgen geboren. Sein Vater Emil, ein engagierter Zionist, betrieb einen kleinen Drogerieladen in der Hauptstraße. Wie die meisten Juden in der Stadt sprach die Familie ungarisch. Die Wiederangliederung der Stadt 1940 an Ungarn begrüßten die meisten Juden zunächst, mussten jedoch in kurzer Zeit feststellen, dass die antijüdische Gesetzgebung Ungarns weitreichende Folgen für sie hatte.
Im März 1944 besetzte die deutsche Wehrmacht Ungarn. Kurz darauf wurden die meisten Juden aus Nordsiebenbürgen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Lajos‘ Mutter Helén und seine Schwester Júlia wurden dort sofort nach ihrer Ankunft ermordet. Lajos und sein Vater wurden zur Zwangsarbeit nach Niederschlesien geschickt. Ihnen gelang es, bis zur Befreiung im Mai 1945 zusammenzubleiben. Die längste Zeit verbrachten sie in Dörnhau, einem Außenlager des KZ Groß-Rosen, wo sie im Bergbau schwerste körperliche Arbeit verrichten mussten.
Nach der Befreiung kehrten Vater und Sohn in ihre Heimatstadt zurück, die wieder zu Rumänien gehörte. Hier traf Lajos in einer zionistischen Jugendorganisation seine spätere Frau Anni aus Czernowitz. Zuerst glaubte Lajos an die Ideale des Kommunismus, doch die Realität der Diktatur zwang ihn bald zum Umdenken. Er fand seine Nische als Fotograf und Journalist in den Redaktionen von Kulturmagazinen der ungarischen Minderheit. In den 1970er Jahren fing er an, verlassene jüdische Friedhöfe in Osteuropa zu fotografieren. Auf diesem Feld leistete er Pionierarbeit, seine Bildbände erzielten hohe Auflagen und machten ihn international bekannt.
Als die kommunistische Diktatur das Leben in Rumänien immer unerträglicher machte, zogen Lajos und Anni 1988 nach Budapest. Seine Arbeit setzte er unvermindert fort. Mit den Jahren wurde aus Erdélyi ein sehr gefragter Zeitzeuge, nicht zuletzt wegen seines immensen Wissens und seiner ungemein freundlichen Art. Davon konnte sich im Juni 2017 auch das Berliner Publikum überzeugen, als sein Zeitzeugenbericht »Heimkehr nach Siebenbürgen. Erinnerungen eines Fotografen«, den die Stiftung Denkmal auf Deutsch herausbrachte, in der Ungarischen Botschaft vorgestellt wurde.
Lajos Erdélyi blieb bis zuletzt aktiv. Noch im Dezember 2019 erhielt er eine hohe Auszeichnung für sein Engagement für die jüdische Kultur in Ungarn. Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas ist in Gedanken bei seiner Frau Anni, seinen Töchtern Zsuzsa und Tamara und den zahlreichen Enkeln.