Im August 1941 musste die Familie Chanoch wie die gesamte jüdische Bevölkerung von Kaunas in das neu errichtete Ghetto der Stadt ziehen. Während Uris Eltern und seine Schwester Miriam im Ghetto arbeiteten, hatten er und sein Bruder Daniel vorerst keine Aufgaben. Nach der sogenannten Großen Aktion, heute vor 79 Jahren, bei der etwa 10.000 der 30.000 Ghettoeinwohner selektiert und im nahegelegenen IX. Fort erschossen wurden, meldete Uri Chanoch sich jedoch als Eilbote. Der 13-Jährige hatte verstanden, dass eine Arbeitsstelle ihm einen gewissen Schutz verschaffen könnte. Seine Kontakte zu den Entscheidungsträgern des Ghettos retteten an diesem Tag nicht nur ihn vor der »Großen Aktion«, der Massenerschießung im IX. Fort, sondern später auch seine Mutter, als diese beim Schwarzhandel erwischt und verhaftet wurde.
Uri Chanoch besuchte am 22. Januar 2015 auch das Berliner Holocaust-Denkmal. In vielen Gesprächen mit Schülern wollte er vor allem eines festgehalten wissen: »Seid neugierig und wachsam, vor allem in Fragen der Demokratie und Toleranz!« Er starb am Abend des 1. September 2015 in Israel. Uri Chanoch wurde 87 Jahre alt.