Dr. Christine Glauning, Leiterin Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, begrüßte die Gäste und skizzierte die Schwerpunkte der Arbeit des Dokumentationszentrums in Schöneweide. Prof. Dr. Wolfgang Benz, Historiker und Sprecher des Beirats der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, fuhr mit einer kurzen Vorstellung seines Doktoranten Mario Wenzel und dessen bisherigen Forschungen fort. In einem 40 minütigen Vortag präsentierte Dr. Mario Wenzel dann die Ergebnisse seiner Dissertation »Arbeitszwang und Judenmord. Die Arbeitslager für Juden im Distrikt Krakau des Generalgouvernements 1939–1944«.
Arbeitslager für Juden waren ein Spezifikum der NS-Besatzungsherrschaft in Osteuropa. Schätzungsweise 900 bis 1000 Lager dieses Typus sind zwischen 1939 und 1944 allein in den okkupierten polnischen und sowjetischen Gebieten errichtet worden. In seiner Studie konzentriert sich Mario Wenzel auf den südwestlichen Distrikt Krakau des Generalgouvernements. Mario Wenzel zeigt, dass die dortigen Arbeitslager integraler Bestandteil der Judenverfolgung im besetzten Polen waren, sowohl in der Phase der »Judenpolitik« bis Anfang 1942 als auch in der Phase ihrer Vernichtung. Die sich verändernde Verfolgungspraxis spiegelte sich in den Unterstellungsverhältnissen und im äußeren Aufbau der Lager wider, in den Arbeits- und Lebensbedingungen der Insassen, den Einfluss- und Betreuungsmöglichkeiten jüdischer Institutionen und in der Funktion der Lager.
Im abschließenden Gespräch mit Prof. Dr. Benz wurden einzelne Aspekte der Dissertation vertieft, der Prozess der Umwandlung der Ghettos in Zwangsarbeitslager sowie die Merkmale von Ghettos und die tatsächlichen Unterschiede zu Zwangsarbeitslagern wurden nochmals konkret herausgearbeitet.