Nach der Begrüßung durch Botschaftsrätin Monique Ruhe sprach der Sinto und Holocaustüberlebende Zoni Weisz mit Uwe Neumärker darüber, dass es ihm viel bedeute, heute hier zu sein und über sein neues, bei dtv erschienenes Buch »Der vergessene Holocaust. Mein Leben als Sinto, Unternehmer und Überlebender.«
Daran schloss sich die Lesung des Schauspielers Herbert Knaup, der verschiedene Kapitel aus den Lebenserinnerungen Zoni Weisz‘ las: »Als echter Sinto war das Leben in geschlossenen Räumen für mich als kleiner Junge unerträglich. Ich brauchte Weite.« Als im Mai 1944 in den Niederlanden Razzien gegen Sinti und Roma stattfinden, sollen Zoni und seine Familie in das »Zigeunerlager« Auschwitz deportiert werden. Durch die Hilfe eines Polizisten gelingt ihm die Flucht, während seine Familienmitglieder nach Auschwitz deportiert werden. »Langsam setzt der Zug sich in Bewegung – ich bin allein. […] Auf diesem Gleis verlor ich alles, was mir kostbar war.«
Zoni Weisz versteckt sich in Wäldern, bei Bauern und schließlich bei seinen Großeltern. Dank seiner Tante kommt er nach dem Krieg langsam wieder zu sich selbst, der Schulbeginn ist auch ein Neustart für ihn. Nach Kriegsende wird er ein erfolgreicher Florist. Erst in den 1990er Jahren beginnt er, öffentlich über seine Geschichte zu sprechen. Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus 2011 spricht Zoni Weisz als erster Vertreter der Sinti und Roma im Deutschen Bundestag.
Heute wisse er, und könne es allen hier versammelten mitteilen, dass sein Kampf für die Rechte seines Volkes und für alle Unterdrückten nie aufhören werde, dass es nach wie vor Diskriminierung und Unrecht gebe, aber dass der Holocaust, die vollständige Vernichtung, gescheitert sei. Die mehr als 130 ergriffenen Gäste dankten Zoni Weisz und Herbert Knaup für den bewegenden Abend.