Am 7. November 2013 eröffneten die Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Topographie des Terrors und Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum die Ausstellung »Es brennt! 75 Jahre nach den Novemberpogromen 1938«. Den 75. Jahrestag der Novemberpogrome hatten die Stiftungen zum Anlass genommen, die erstmals im Jahre 2008 gezeigte Ausstellung »Es brennt!« zu überarbeiten und zu erweitern. Die aktuelle Ausstellung widmet sich den Ereignissen in der Reichshauptstadt Berlin und zeigt an 26 Beispielen die architektonische Vielfalt jüdischer Kultusbauten in Mitteleuropa, ihre Zerstörung sowie den Umgang mit den Synagogen und ihren Ruinen nach 1938.
Zum Auftakt der Ausstellungseröffnung begrüßte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, die mehr als 100 Gäste in der Topographie des Terrors und erklärte: »Der Blick gerade auf die Novemberpogrome macht klar, wohin Intoleranz, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus führen können. Freiheit und Demokratie, Rechtsstaat und Toleranz müssen immer wieder von neuem verteidigt werden.«
Dr. Theodor Waigel, Bundesminister der Finanzen a. D., hielt im Anschluss einen Kurzvortrag über die Synagoge Ichenhausen, die am 10. November 1938 in Brand gesetzt, nach dem Zweiten Weltkrieg als Feuerwehrgerätehaus genutzt und in den 1980er Jahren weitgehend rekonstruiert und zum »Haus der Begegnung« umgewandelt wurde. Mit bewegenden Worten richtete er sich an Nechama Drober (* 1927), die vor 75 Jahren Augenzeugin der Pogrome in Königsberg wurde. Dr. Waigel entschuldigte sich bei der Zeitzeugin dafür, 1990 einer Regierung angehört zu haben, die ihr die Immigration aus dem moldauischen Kischinew nach Deutschland verweigert hatte. Die Stiftung Denkmal hatte die heute in Israel lebende Nechama Drober und ihren Sohn nach Berlin eingeladen, um zur Eröffnung der Ausstellung über die Geschehnisse in Königsberg und das Schicksal ihrer Familie zu sprechen. In ihrer Ansprache berichtete sie über die Pogromnacht 1938, die großen Deportationen 1942, bei denen sie engste Freunde, Verwandte und Schulkameraden verlor, über den Verlust ihres Vaters, ihrer Mutter und ihres Bruders unter russischer Herrschaft, aber auch über den Wiederaufbau der Königsberger Synagoge, deren Fertigstellung sie gern noch erleben möchte.
Prof. Dr. Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, eröffnete im Anschluss offiziell die Ausstellung. Dr. Ulrich Baumann, Kurator der Ausstellung und stellvertretender Direktor der Stiftung Denkmal, führte die Gäste durch die Schau.
Bereits am Vormittag wurde die Ausstellung zahlreichen Vertretern der Presse vorgestellt. Namhafte Journalisten, darunter auch Medienvertreter aus Schweden, Finnland, Russland und Italien, waren gekommen. Im Zentrum der Berichterstattung standen dabei auch die persönlichen Erinnerungen Nechama Drobers an die Pogrome 1938.
Weitere Fotos der Ausstellungseröffnung finden Sie hier. Die Ausstellung »Es brennt! 75 Jahre nach den Novemberpogromen ist noch bis 2. März 2014 im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors zu sehen.