Die 2013 erstmals präsentierte Ausstellung versteht sich als grenzübergreifender Beitrag zur deutsch-russischen und deutsch-polnischen Aufarbeitung der jüngeren Geschichte Mitteleuropas. Der Vergleich der beiden ehemaligen preußischen Provinzen verdeutlicht, dass die Entwicklung des christlich-jüdischen Zusammenlebens, aber auch des Antisemitismus lokal durchaus unterschiedlichen Mustern folgte. Gemeinsam war beiden Regionen dann die von den Nationalsozialisten ausgehende antijüdische Gewalt und schließlich die tödliche Verfolgung der jüdischen Gemeinschaften durch die Deportationen zu den Vernichtungsorten.
Bei der Erstellung des 2014 veröffentlichten Katalogs zur Ausstellung konnten bereits nähere Informationen zu Osnabrück verarbeitet werden, die bisher in der Schau jedoch nicht enthalten waren. Dr. Anneke Thiel von der Universitätsbibliothek und ihre Kollegen erweiterten die Ausstellung nun um diese Inhalte und um weitere lokale Fundstücke. Das Zusammenleben von Christen und Juden war in Osnabrück bereits in den 1890er Jahre durch antisemitische Flugblätter gestört worden. Dabei wurde in mehreren Grafiken behauptet, in wenigen Jahrzehnten werde es in der Innenstadt fast ausschließlich Geschäfte von Juden und Synagogen geben. Juden wurden nicht als Osnabrücker, sondern als Fremde betrachtet. Die Nationalsozialisten griffen die Grafik 1928 wieder auf und versuchten damit, jüdische Kaufleute bloßzustellen. Eine weitere Besonderheit sind private Aufnahmen des Novemberterrors 1938, die Karl Ordelheide in seiner Heimatstadt aufnahm, aus einer kritischen Haltung heraus, wie er später äußerte. Ordelheide fotografierte teilweise verdeckt, da er Konsequenzen seitens der Täter fürchtete.
Eröffnet wurde die Ausstellung durch den Kurator Dr. Ulrich Baumann und die Berliner Historikerin Dr. Stefanie Fischer, früher Leiterin der Pädagogik bei der Stiftung Denkmal und heute Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin. Die Volkshochschule Osnabrück und der Lehrstuhl für neueste Geschichte und Migrationsforschung, vertreten durch Professor Christoph A. Rass sind Mitveranstalter der Schau. Im Vorfeld wurden studentische Guides geschult, die Führungen anbieten.