Am 16. November 2017 luden die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und die Stiftung Neue Synagoge Berlin zum Zeitzeugengespräch mit Leon ›Henry‹ Schwarzbaum und Anne Will ins Centrum Judaicum ein.
Zu Beginn des Abends begrüßte Dr. Anja Siegemund, Direktorin der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, die etwa 250 erschienenen Gäste. Sie betonte die große Bedeutung solcher Zeitzeugengespräche. Anschließend hielt Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, ein Grußwort. Er schilderte die enge Beziehung der Stiftung mit Herrn Schwarzbaum, der bereits bei zahlreichen Veranstaltungen seine Geschichte erzählte und sich auch in Schulen für den Generationenaustausch engagiert.
In einem eindrucksvollen Gespräch mit der Moderatorin Anne Will erzählte Herr Schwarzbaum schließlich dem Publikum selbst seine Erfahrungen im Holocaust. Leon ›Henry‹ Schwarzbaum (*1921) stammt aus Hamburg und zog im Alter von zwei Jahren mit seiner polnisch-jüdischen Familie in das oberschlesische Bendzin. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht im September 1939 mussten die Schwarzbaums in das Ghetto ziehen und Zwangsarbeit leisten. Leon floh 1943, wurde jedoch festgenommen und nach Auschwitz deportiert. Dort war er Zeuge, wie SS-Angehörige in der Nacht auf den 3. August 1944 die fast 3.000 verbliebenen Sinti und Roma ermordeten. Im Januar 1945 wurde er in die Lager Buchenwald, Haselhorst in Berlin-Siemensstadt und Sachsenhausen verschleppt. Im April 1945 trieb die SS ihn auf einen Todesmarsch, bis amerikanische Soldaten Leon Schwarzbaum und seine Leidensgenossen kurz vor Schwerin befreiten.
Frau Will rahmte das Gespräch mit Herrn Schwarzbaums Aussagen beim Gerichtsprozess des SS-Mann Reinhold Hanning 2016 in Detmold. Bei diesem Prozess wurde Herrn Schwarzbaum erneut vor Augen geführt, dass es »kein Verzeihen oder gar Vergebung« geben kann, zu schrecklich war das Erlebte und die Kälte und Härte der Soldaten. Eindringlich las Herr Schwarzbaum seine Zeugenaussage vor. Er betonte immer wieder, wie wichtig es sei, das Geschehene nicht zu verschweigen, sondern vor allem der jungen Generation weiter zu erzählen, damit so etwas nie wieder geschehe.