Direkt am Stelenfeld erinnerte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert an die Anfänge des Projekts: »Wenn es so etwas wie Erinnerungskultur gibt, muss sie aus der Mitte der Gesellschaft wachsen und dort lebendig sein.« Zugleich müsse der Staat ein solches Projekt als seine Aufgabe betrachten. Und heute, 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, sei das Mahnmal »steingewordener Ausdruck« der damals von den Abgeordneten formulierten Selbstverpflichtung, »die Opfer zu ehren, an das unvorstellbare Geschehen zu erinnern und zu mahnen, dass die Menschenrechte nie wieder angetastet werden dürfen«.
Zu den knapp 400 Gästen redete auch Lea Rosh. Als Initiatorin des Denkmals warf sie ebenfalls einen Blick zurück und sprach von der Bürgerinitiative in den 1980er Jahren, aus der nach langem Ringen das Denkmal hervorging.
Anschließend betraten die Holocaustüberlebenden Ingeburg Geißler, geboren 1932 in Erfurt, und Dr. Marian Turski, geboren 1926 in Lodz, das Podium. In ihrer Rede sprach Ingeborg Geißler darüber, wie es ist, durch das Stelenfeld zu laufen. Die vielen Toten seien dann bei ihr. Aber sie fühle zugleich Genugtuung, dass es auch Überlebende gab, die zurück in das bürgerliche Leben fanden. Sie forderte, dass es die Aufgabe aller Überlebenden sei, gegen Ausgrenzung und Rassismus aufzustehen und warnte: »Wir müssen wachsam sein, das Böse lauert überall.«
Auch für den Überlebenden Dr. Marian Turski hat das Denkmal seit seiner Übergabe vor zehn Jahren die Aufgabe, »… die Menschen den Sinn des Kampfes gegen Rassismus, Antisemitismus, Gewalt, Hass und jede Form von Diskriminierung spüren und verstehen zu lassen«.
Nach den Stimmen der Überlebenden räumte Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, auf der Bühne ein, dass er vor dem Bau des Mahnmals seine Zweifel an dem Projekt hatte. Inzwischen habe er seine Meinung jedoch geändert. Wenn er sehe, wie viele Millionen Menschen mit der Geschichte konfrontiert würden, unabhängig davon, ob sie diesen Ort bewusst aufsuchen oder nur zufällig vorbeikommen, dann sei es, so Schuster, »ein herausragendes und würdiges Denkmal«.
Zum Abschluss der Veranstaltung sprachen drei Schüler des Robert-Blum-Gymnasiums darüber, was das Denkmal für sie als Nachgeborene bedeutet. Für sie gehe das Konzept des Denkmals auf, da es den Besucher dazu anhalte, sich an diesem Ort mit den eigenen Gedanken auseinanderzusetzen.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Vogler-Quartett, das den Festakt mit Stücken von Erwin Schulhoff und Felix Mendelssohn-Bartholdy begleitete. Am Festakt nahmen Überlebende und Angehörige von Überlebenden teil sowie die Botschafter Israels, Großbritanniens, der Russischen Förderation, Frankreichs, Polens, der Gesandte der Vereinigten Staaten von Amerika sowie Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, und zahlreiche weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie hier