Bei sonnigem Februarwetter versammelten sich die vielen Teilnehmer zunächst am Mahnmal in der Großen Hamburger Straße. Kantor Simon Zkorenblut und Rabbiner Jonah Sievers stimmten dort mit einem El Male Rachamin und einem Kaddisch auf den anschließenden Schweigemarsch zur Rosenstraße ein.In der Rosenstraße machte der Zug vor der Skulptur von Ingeborg Hunziger halt. Uwe Neumärker, diesjähriger Vorsitzender der Ständigen Konferenz und Leiter der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, begrüßte die Teilnehmer. Danach hob Ephraim Gothe, stellvertretender Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte, in seiner Ansprache den Protest in der Rosenstraße als »leuchtendes Beispiel öffentlich demonstrierter Zivilcourage« hervor. In der anschließenden Rede von Dr. Anja Siegemund würdigte die Direktorin der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum den beeindruckenden »Mut im Kontext der allerunmenschlichsten Diktatur«. Beide Redner betonten zudem die wichtige Rolle der deutschen Erinnerungskultur im Selbstverständnis der Bundesrepublik.
Die Ansprachen wurden von Esther Hirsch von der Synagoge Sukkat Schalom mit einer Gedenkode und einem Hebräischen Gebetsgesang eingerahmt. Zum Abschluss der Gedenkfeier wies auch Dr. Mario Offenberg von der Israelischen Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) in seinem Merkwort darauf hin, wie wichtig es ist, Gedenkorte und Gedenkveranstaltungen am Leben zu halten, insbesondere vor dem Hintergrund eines zunehmenden Antisemitismus.
Nach dem Gedenken in der Großen Hamburger und der Rosenstraße luden die Ständige Konferenz und das Instituto Cervantes zu einem Zeitzeugengespräch mit Nele Hertling ein. Die langjährige Intendantin des Hebbel-Theaters und Vizepräsidentin der Akademie der Künste sprach mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Tiergarten über ihre Kindheit in der Zeit des Nationalsozialismus, über die Hindernisse, die ihre jüdisch-stämmige Mutter erlebte, und über ihren Vater, der ein jüdisches Ehepaar versteckte.
Hintergrund
2017 jährt sich die »Fabrik-Aktion«, bei der Tausende Jüdinnen und Juden in Berlin festgenommen und anschließend deportiert wurden, zum 74. Mal. Viele in sogenannten Mischehen lebende Juden wurden im Zuge dieser Aktion im Sammellager in der Rosenstraße 2-4 interniert. Ihre Angehörigen harrten daraufhin tagelang vor dem Gebäude aus, um die Freilassung zu erwirken.
Auch in der Großen Hamburger Straße befand sich ein Sammellager für Jüdische Bürger.