Am Donnerstag, den 1. Juni 2017, fand in der Botschaft von Ungarn die Lesung des neu erschienenen Zeitzeugenberichts »Heimkehr nach Siebenbürgen. Erinnerungen eines Fotografen« von dem Holocaust-Überlebenden Lajos Erdélyi statt. Die geschilderten Erlebnisse wurden von dem Schauspieler Sabin Tambrea vorgetragen.
Zu Beginn begrüßte S. E. Dr. Péter Györkös, Botschafter von Ungarn, die rund 150 Gäste. Er ging vor allem darauf ein, dass sich Ungarn verstärkt bemühe, sich seiner historischen Verantwortung zu stellen. Anschließend folgte ein Grußwort von Uwe Neumärker, dem Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Ihm schloss sich der Zeitzeuge und Autor Lajos Erdélyi mit einer Begrüßung an. Er betonte, wie wichtig es sei, über die Erfahrungen während des Holocaust zu sprechen und aufzuklären, damit so etwas nicht noch einmal passiere. Er habe dieses Buch vor allem als Warnung für die nachkommende Generation verfasst, um die Erinnerung wach zu halten und ein Bewusstsein für die Gefahren für die Menschheit zu schaffen. Daraufhin führte Adam Kerpel-Fronius, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Stiftung Denkmal, in das Thema ein. Er erläuterte den historischen Hintergrund des Zeitzeugenberichts und ging auf die Situation in Ungarn und Rumänien während des Zweiten Weltkrieges ein.
In der anschließenden Lesung mit dem Schauspieler Sabin Tambrea, der aus derselben Stadt wie Lajos Erdélyi stammt, wurde das Schicksal des 15 jährigen Lajos erzählt, der 1944 mit seiner Familie aus seiner Heimatstadt Neumarkt am Mieresch verschleppt wurde. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Frühjahr 1944 wurde die Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert, die Mutter und Tochter dort ermordet. Lajos und sein Vater kamen als Arbeitssklaven in Konzentrationslager in Niederschlesien. Nach ihrer Befreiung kehrten sie in ihre Heimatstadt zurück. Anfangs vom Sozialismus begeistert, entschied sich Lajos gegen die Auswanderung. Später schloss er sich als Fotograf und Publizist den Kreisen ungarischer Intellektueller an. Sehr anschaulich schilderte Sabin Tambrea diese Stationen Lajos – von der Normalität bis 1944 und dann die schwere Zeit in den Arbeitslagern, ständig in Begleitung seines Vaters.
Am Ende der Veranstaltung richtete die Botschaft einen Empfang aus und viele Gäste suchten das Gespräch mit Lajos Erdélyi. Die Besucher schienen sehr beeindruckt von Lajos Erfahrungen während des Holocaust und nahmen viele persönliche Eindrücke mit.