Nach der Begrüßung durch Dr. Anja Siegemund, Direktorin der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, und Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, sprach Bernd Schiphorst, Vorstandsvorsitzender der Hertha BSC Stiftung, ein Grußwort.
Anschließend stellten Marena Genrich, Robert Daniels und Pascal Paterna das Hertha-BSC-Fanprojekt »Spurensuche« vor. Sie erzählten von ihren Recherche-Ergebnissen zu den Lebensgeschichten des ehemaligen Mannschaftsarztes Dr. Hermann Horwitz und dem ehemaligen Hertha-Mitglied Eljasz Kaszke. Nicht weit zurück liegen die historischen Arbeiten zum Schicksal des Vereinsmitgliedes Eljasz Kaszke. Nur einige wenige Details konnten die Spurensucher zu ihm finden, am 26. September 1938 wird er vom Verein ausgeschlossen, am 13. September 1939 ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und später ermordet.
Bereits 2016 erforschte das Fanprojekt das Schicksal von Dr. Hermann Horwitz (*1885 im Prenzlauer Berg). Hermann Horwitz war Militärarzt im Ersten Weltkrieg und ab der Saison 1923/24 Sportarzt bei Hertha BSC. Die Hertha wird mit ihm 1930 und 1931 Deutscher Meister. Sein Verein aber schließt Horwitz ebenfalls am 26. September 1938 aus. 1943 wird er nach Auschwitz verschleppt.
Dr. Hermann Horwitzs Worte aus einem Artikel, den er unmittelbar nach Gewinn der Meisterschaft seines Vereins Hertha BSC 1930 schrieb: »Am Ende unserer Erfahrung sind wir aber noch lange nicht!« wurden nun – über 80 Jahre später – zum Titel der Podiumsdiskussion über die heutige Verantwortung des deutschen Fußballs.
Auf dem Podium sprachen Walter Frankenstein, Holocaustüberlebender, Andreas Geisel, Senator für Inneres und Sport, Juliane Röleke, Fanbetreuung Hertha BSC, und Gerd Liesegang, Berliner Fußballverband BFV, und Adam Kerpel-Fronius, Stiftung Denkmal, der den Abend moderierte.
Andreas Geisel betonte: »Es gibt noch eine Menge zu tun und zu entdecken. Das Ziel muss es sein, der Frage ›Was ist passiert?‹ nachzugehen und aus der Geschichte zu lernen«. Juliane Röleke forderte nachhaltigere Projekte, nicht nur Dokumentation und Erinnerung, sondern wirkliche Auseinandersetzung, das Bekenntnis zur Mitverantwortung und vor allem Mut zur Selbstreflexion«.“
Walter Frankenstein riet den Gästen: »Jugendliche sollen selbst denken lernen und nicht den Phrasen der Verführer verfallen!« Er ist auch überzeugt davon, dass das »Kommt her wir erzählen Euch etwas!« Erfolg hat. »Es sind die jungen Menschen, die sich in den Vereinen treffen und es sind die Vereine, die dort Großes leisten können!«, so Walter Frankenstein.
Gerd Liesegang berichtete von seinen Erfahrungen aus dem Berliner Fussballverband und betonte: »Die Gewalt in den Stadien hat sich in den letzten Jahren sehr verändert, früher gab es körperliche Auseinandersetzungen, heute ist es die Sprache, die unmittelbar verletzt und angreift. Die Sprache, sie ist unser größter Feind«. Seine Forderung ist es, dass die »Helfer in den Vereinen, die verantwortlichen Trainer und Übungsleiter stark gemacht werden«, damit sie ganz klar entscheiden können, was ist verachtend, unfair und was führt wiederum zu Ausgrenzung.
Der gelungene Abend endete mit dem stolzen Rückblick auf die Hertha mit ihrem Aufarbeitungswillen und den freudigen Worten Walter Frankensteins: »Ich bin doppelt stolz, Hertha-Fan zu sein!« und »Lasst uns zum Fußball zurückkommen, der uns Freude bringt!«.
Zur Veranstaltung in den großen Saal des Centrum Judaicums luden die Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum gemeinsam mit der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa.