Am 24. Oktober 2012 fand in Berlin die feierliche Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas statt. An der Zeremonie am Rande des Tiergartens gegenüber dem Reichstag nahmen neben Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert teil.
Das Gitarrenstück »In Memoriam«, komponiert und gespielt von Ferenc Snétberger zu Ehren der im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma, bildete den Auftakt der feierlichen Zeremonie. Dann sprach Kulturstaatsminister Bernd Neumann und bezeichnete das Denkmal als einen »wichtigen Baustein in der deutschen Erinnerungskultur«, der zeige, dass der Völkermord an den Sinti und Roma nunmehr auch offiziell Teil der deutschen Erinnerungskultur sei. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit betonte, dass der Senat Berlin die Pläne für den Bau des Denkmals von Beginn an unterstützt habe und daher das Grundstück im Tiergarten kostenlos zur Verfügung gestellt habe. Darüber hinaus erinnerte er an den legendären Boxer Johann Trollmann aus Berlin, der am 9. Juni 1933 die deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht gewonnen hatte; ein Titel, der dem Sinto acht Tage später von nationalsozialistischen Sportfunktionären aberkannt wurde. Trollmann, der zwischenzeitlich noch bei der Wehrmacht als Soldat gedient hatte, dann aus rassistischen Gründen aus ihr entlassen worden war, wurde 1944 im KZ Wittenberge erschlagen.
Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates der Sinti und Roma, zeigte auf, wie lange es von der Idee bis zur Verwirklichung des Denkmals gedauert habe. Dani Karavan, Künstler aus Israel, erläuterte den tieferen Sinn und Zweck seines Kunstwerks. Vor den insgesamt über 1.200 Gästen sprach anschließend der niederländische Überlebende Zoni Weisz mahnende und ergreifende Worte. Er erinnerte an das fürchterliche Schicksal von Kindern, Frauen und Männern, die als »Zigeuner« Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurden und befürchtete, dass Europa aus deren Schicksal kaum etwas für die Gegenwart gelernt habe.
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel unterstrich, dass das Denkmal einer Opfergruppe gewidmet sei, die in der Öffentlichkeit viel zu lange zu wenig beachtet und wahrgenommen wurde. Es erinnere an die vielen Hunderttausend Sinti und Roma, die im Nationalsozialismus unter dem Begriff »Zigeuner« verfolgt und deren Leben zerstört wurde. Jedes einzelne Schicksal sei eine Geschichte unendlichen Leids und erfülle sie, die Bundeskanzlerin, mit Scham und Trauer. Das Mahnmal im Zentrum Berlins – zwischen Brandenburger Tor und Reichstagsgebäude – sei Mahnung für die Zukunft, wachsam zu sein, Minderheiten zu schützen und Verantwortung zu übernehmen, so Frau Merkel.
Ein anschließender Rundgang führte den Bundespräsidenten, den Bundestagspräsidenten und die Bundeskanzlerin sowie weitere geladene Gäste, darunter Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Überlebende des Holocaust wie Reinhard Florian, durch ein eisernes Tor unmittelbar zum Denkmal – einem schwarz schimmernden Brunnen, aus dessen Tiefe sich auf steinernen Stele eine Blume erhebt, die inmitten der »Tränen« für die vielen Opfer trotzdem Hoffnung symbolisieren soll. Der fast 90-jährige Florian, dessen Erinnerungen »Ich wollte nach Hause, nach Ostpreußen!« in der Zeitzeugenreihe der Stiftung am Tag zuvor Premiere gehabt hatten, kommentierte das Denkmal am Tag der Einweihung mit den Worten: »Jetzt haben wir endlich ein Zuhause.«