Anlässlich des Vorlesetages, der in diesem Jahr am 15. November bereits zum 16. Mal stattfand und an dem die Stiftung Denkmal seit nun mehr vier Jahren teilnimmt, fanden zwei Lesungen – eine im Centrum Judaicum und eine im Willi-Graf-Gymnasium in Steglitz statt.
Auch in diesem Jahr wurde wieder aus einem ausgewählten Zeitzeugenbericht vorgelesen – diesmal von Rainer Schmitt. Vor mehr als 200 Schülern der Jahrgangsstufen 7, 8 und 9 las Rainer Schmitt aus dem 2016 von der Stiftung Denkmal veröffentlichten Bericht des Überlebenden Shalom Eilati »Ans andere Ufer der Memel – Flucht aus dem Kownoer Ghetto«.
Shalom Eilati wird 1933 in Kowno, der damaligen Hauptstadt Litauens, geboren. Im Juli 1941 wird er gezwungen mit seiner Familie ins Kownoer Ghetto zu ziehen. Nachdem sein Vater Israel 1942 in das Rigaer Ghetto verschleppt wird, ist die Mutter Lea mit ihren zwei Kindern auf sich allein gestellt und organisiert 1944 die Flucht ihrer Kinder – Shalom wird bei drei verschiedenen litauischen Bauern versteckt. Er sieht seine Schwester und Mutter nie wieder. 1944 wird er durch die Rote Armee befreit und kehrt nach Kowno zurück. Im März 1946 trifft er seinen Vater in Bayern wieder und wandert wenige Wochen später nach Palästina aus. Heute lebt Shalom Eilati in Jerusalem, ist verheiratet, und hat drei Kinder und fünf Enkelkinder. Anlässlich der Veröffentlichung seines Zeitzeugenberichts reiste er im Sommer 2016 nach Berlin.
Nach einer Begrüßung durch den Direktor des Gymnasiums, Erwin Baumann, und der Fachbereichsleiterin Deutsch, Angelika Rodewald-Neumann, sowie einer historisch-biografischen Einführung durch Sarah Friedrich von der Stiftung Denkmal, las Rainer Schmitt einige Passagen aus Shalom Eilatis Zeitzeugenbericht. Im Anschluss entstand eine angeregte Fragerunde mit den Schülern des Willi-Graf-Gymnasiums.