Am Abend des 27. September luden die Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Topographie des Terrors zur Eröffnung der Sonderausstellung »Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941 – 1944«, in die Topographie des Terrors ein.
Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, und Prof. Dr. Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, begrüßten die Gäste. »Wir eröffnen eine verstörende Ausstellung über ein noch immer fast unbekanntes Kapitel nationalsozialistischer Vernichtungspolitik: Massenerschießungen. Die umfangreichste Einzelaktion im Rahmen dieses ›Holocaust durch Kugeln‹ ist das Massaker von Babij Jar bei Kiew am 29. und 30. September 1941 – Anlass, diese Ausstellung zu diesem Zeitpunkt zu eröffnen«, so Uwe Neumärker. Es folgte eine kurze Videobotschaft von Benjamin Ferencz (*1920), Chefankläger im Einsatzgruppen-Prozess, dem neunten Nürnberger Nachfolgeprozess (von 1947 bis 1948). Daran schlossen sich ein Grußwort Tim Renners, Staatssekretär für Kultur Berlin, an sowie die Rede des Bundesaußenministers Frank Walter Steinmeier. »Meine Damen und Herren, hätte ich zu Anfang meiner Rede die Namen Auschwitz-Birkenau, Treblinka oder Sobibor aufgelistet – sofort hätten wir an den Holocaust der Vernichtungslager gedacht. Diese Ausstellung wird dazu beitragen, dass die Namen Riga, Kiew, Odessa oder Chisinau nicht mehr nur für heutige Ereignisse und heutige Spannungen stehen. Sondern sie werden uns auch an den Holocaust der Massenerschießungen erinnern …« Den Abschluss bildete ein Rundgang durch die Ausstellung. Die Veranstaltung, zu der mehr als 300 Gäste kamen, wurde musikalisch von Ekkehard Maaß umrahmt.
Hintergrund zur Ausstellung:
Am 22. Juni 2016 jährte sich der deutsche Angriff auf die Sowjetunion als Beginn eines beispiellosen Vernichtungskriegs zum 75. Mal. Unter den 14 Millionen zivilen Opfern dieses Krieges waren über zwei Millionen Juden. Sie wurden vor allem bei Massenerschießungen ermordet oder in sogenannten Gaswagen erstickt. Auf gleiche Weise verloren etwa 30.000 Roma und 17.000 Patienten psychiatrischer Anstalten ihr Leben. Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes der SS, Einheiten der Ordnungspolizei, der Wehrmacht und der Waffen-SS sowie einheimische Helfer verübten diesen Massenmord. Die Ausstellung versucht, den Ermordeten, aber auch den Überlebenden der Verbrechen ein Gesicht zu geben. Zugleich werden das Handeln und die Motive der Täter sowie die Zusammenarbeit verschiedener Tätergruppen dargestellt. Konzipiert wurde die Ausstellung von den Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Topographie des Terrors, unterstützt von Yahad in Unum und gefördert vom Auswärtigen Amt. Sie ist noch vom 28. September 2016 bis 19. März 2017 in den Räumen der Topographie des Terrors zu sehe.