In der Schlucht von Babyj Jar hatten deutsche Einheiten am 29. und 30. September 1941 nach eigenen Angaben 33.771 jüdische Kinder, Frauen und Männer erschossen. Die Reise des Bundespräsidenten ist ein wichtiges erinnerungspolitisches Signal und Ausdruck der Verantwortung Deutschlands auch für den ›Holocaust durch Kugeln‹, dem über zwei der sechs Millionen ermordeten Juden im Osten zum Opfer fielen. Die Dimension des Verbrechens ist in der deutschen und westeuropäischen Öffentlichkeit bislang noch immer fast unbekannt. Die Ukraine würdigte den Jahrestag mit zahlreichen Veranstaltungen – ein Markstein auf dem Weg zu einer demokratischen Erinnerungskultur. Den Höhepunkt der Gedenkwoche bildete eine Trauerkundgebung am historischen Ort, bei der unter anderem der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, Bundespräsident Joachim Gauck und EU-Ratspräsident Donald Tusk sprachen. Poroschenko betonte in seiner Rede, dass die »Tragödie des jüdischen Volkes« auch eine Tragödie des ukrainischen Volkes, ja der gesamten Welt sei. Zugleich sprach er die ukrainische Beteiligung am Holocaust an. Darüber hinaus betonte er, dass 2.500 Ukrainer in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem heute als »Gerechte unter den Völkern« geführt würden, weil sie Juden gerettet hatten. Bundespräsident Gauck hob hervor, dass Babyj Jar »als Erinnerungsort einen festen Platz« im Wissen um den Holocaust haben müsse und schloss seine bewegende Ansprache mit den Worten: »Der Blick auf das Vergangene qualifiziert meinen Blick auf das Gegenwärtige – indem ich mich vor all den Opfern von einst verneige, stelle ich mich an die Seite all der Menschen, die heute Unrecht benennen, Verfolgten Beistand leisten und unverdrossen für die Rechte der Menschen eintreten, denen die Menschenrechte versagt werden.«