Am 13. Oktober lud die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas zusammen mit RomaTrial e.V., dem Landesrat der Roma und Sinti RomnoKher Berlin-Brandenburg e.V. und der Botschaft der Tschechischen Republik zur Podiumsdiskussion über das Gedenken an das Lager Lety in die Botschaft.
S.E. Tomáš Jan Podivínský, Botschafter der Tschechischen Republik in Deutschland, begrüßte die Anwesenden. Er betonte, welch große Bedeutung dem Lager Lety in Tschechien zugemessen werde, und erklärte, die Regierung strebe eine baldige Lösung für ein angemessenes Gedenken an. Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, hob die Bedeutung des Lagers für das europäische Gedenken an den Völkermord an den Roma hervor und rief zur Solidarität mit den in Tschechien und ganz Europa weiterhin benachteiligten Roma auf. Der Vorsitzende des Vereins »Konexe« Jozef Miker, der sich als Aktivist für eine Schließung der Schweinemastanlage auf dem ehemaligen Lagergelände einsetzt, berichtete vom mangelnden Erfolg seiner und der Bemühungen vieler anderer und von seinen Erfahrungen mit allgegenwärtigem Antiziganismus in seinem Heimatland. Er äußerte sich enttäuscht über zahlreiche nie eingelöste Versprechen hinsichtlich eines würdigen Gedenkens an die Opfer von Lety. Der Autor Markus Pape fasste in einem Vortrag die Geschichte des Lagers zusammen, ordnete das Schicksal der tschechischen Roma in einen gesamteuropäischen Verfolgungskontext ein und schlug einen weiten Bogen von der Vorkriegszeit zur heutigen Minderheiten- und Flüchtlingspolitik Tschechiens.
An der nachfolgenden Podiumsdiskussion nahmen der Sonderbeauftragte für Holocaustfragen im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Tschechischen Republik, Antonin Hradilek, Jozef Miker und Markus Pape, Mikuláš Vymětal, Pfarrer für Minderheiten der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, der Historiker Prof. Wolfgang Wippermann, und der auf Einladung der Tschechischen Botschaft spontan angereiste Čeněk Růžička, Sohn einer Überlebenden des Lagers Lety, teil. Moderiert wurde die sehr lebhafte und kontroverse Diskussion von der Berliner Historikerin Patricia Pientka. Für die tschechischsprachigen Podiumsgäste leistete Veronika Patočková eine Flüsterübersetzung. Im Anschluss hatten die zahlreichen Zuhörer bei einem kleinen Empfang Gelegenheit zur Fortführung der Diskussion. Vielfach wurde die Einschätzung geäußert, eine Fortführung des am heutigen Abend begangenen deutsch-tschechischen Austauschs unter Beteiligung von Roma sei notwendig und wünschenswert.