Unter dem Titel »Zwangsarbeit war weiblich« fand am 07. März 2012 in der Ständigen Vertretung des Freistaates Sachsen ein Zeitzeugengespräch mit den ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterinnen Halina Koseska und Barbara Rybeczka-Tarnowiecka statt. Mehr als die Hälfte der Millionen verschleppten Zwangsarbeiter aus Polen und der früheren Sowjetunion waren junge Frauen und Mädchen unter 20 Jahren, die in der Rüstungsindustrie, der Landwirtschaft und in anderen Bereichen täglich Schwerstarbeit verrichten mussten. Im Gespräch mit Prof. Dr. Gertrud Pickhan, Osteuropahistorikerin an der Freien Universität Berlin, berichteten die aus Warschau stammenden Frauen von ihren persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen an die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Als junge Mädchen wurden sie 1944 zur Zwangsarbeit nach Thüringen deportiert. Dort musste Halina Koseska als Fabrikarbeiterin in einem Betrieb der Rüstungsindustrie schwere körperliche Arbeit leisten. Barbara Rybeczka-Tarnowiecka, die als Dienstmädchen in einem Gasthaus arbeitete, litt unter den Demütigungen durch die Wirtin des Gasthauses. Nach der Rückkehr in ihre Heimatstadt blieb den Frauen die rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung als Opfer bis zum Fall des Eisernen Vorhangs verwehrt.
Vorab führte die Historikerin Dr. Ulrike Goeken-Haidl in die historische Thematik ein und erörterte die Dimensionen von weiblicher Zwangsarbeit. Grußworte sprachen der sächsische Staatssekretär Erhard Weimann sowie Günter Saathoff, Vorstand der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung, Zukunft«, und Iwona Kozłowska, 1. Botschaftsrätin der Republik Polen.
Das Podiumsgespräch stellte den Auftakt zu der Veranstaltungsreihe »Opfer des deutschen Vernichtungskrieges im Osten«, einer Kooperation von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V., Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, Stiftung »Erinnerung, Verantwortung, Zukunft«, Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V., und Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, dar. Das Projekt dient dazu, mit verschiedenen Aktivitäten in Berlin und in den anderen Bundesländern die Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Menschheitsverbrechen in Polen, der ehemaligen Sowjetunion und Südosteuropa stärker als bisher in das öffentliche Bewusstsein rücken.