Am 22. Januar 2015 luden die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum zu einem Zeitzeugengespräch zwischen Uri Chanoch und Shelly Kupferberg ein.
Uri Chanoch wurde 1928 in Kaunas geboren. Nach einer unbeschwerten Kindheit erlebte er die Besetzung seiner Heimatstadt durch die Rote Armee 1940 und ein Jahr später durch die Wehrmacht. Nach der Auflösung des Ghettos im Sommer 1944 wurde er mit Vater und Bruder in das KZ Kaufering deportiert, wo er Zwangsarbeit leisten musste. Uri floh vom ›Todesmarsch‹ im April 1945 und wurde bei Landsberg durch amerikanische Truppen befreit. Nach dem Krieg wanderte er mit seinem Bruder nach Palästina aus.
Den Gesprächsabend in der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum eröffnete Direktor Dr. Hermann Simon mit einer Begrüßung des zahlreich erschienenen Publikums.
Ihm folgte Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, mit einem Grußwort, in dem sie deutlich machte, dass die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten zugleich auch bedeute, gegen heutige Intoleranz, Diskriminierung und Ausgrenzung aufzustehen. In einem weiteren Grußwort erinnerte S. E. Deividas Matulionis, Botschafter der Republik Litauen, an die vielfältige jüdische Kultur Litauens vor dem Zweiten Weltkrieg.
Am darauf folgenden Tag veranstaltete die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Zusammenarbeit mit der Schwarzkopf-Stiftung ein Gespräch zwischen Uri Chanoch und etwa 60 Schülern verschiedener Berliner Gymnasien im Ort der Information des Denkmals für die ermordeten Juden Europas.
Nachdem Uri Chanoch aus seinem Leben berichtete, hatten die 15- bis 16-jährigen Schüler die Gelegenheit Fragen zu stellen. Mit einem Appell für Offenheit und Solidarität schloss Uri Chanoch das zweistündige Gespräch und erinnerte daran, dass es seine Aufgabe sei, die neue, junge Generation an seiner Geschichte teilhaben zu lassen, um aus ihr zu lernen: »Es ist meine Pflicht zu erinnern. Seid neugierig! Seid offen und wach! Ob man antimuslimisch ist oder antijüdisch, das ist das Gleiche. Anti darf man nicht sein.«
Ein Schüler fasste die Begegnung mit den Worten zusammen: »Was Sie uns erzählt haben, hat mich sehr berührt. Uns wird das Gespräch noch lange beschäftigen und wir werden das Treffen mit Ihnen sicher nicht vergessen.«