Am 1. September 2015 – 76 Jahre nach dem Überfall Deutschlands auf Polen – eröffnete Uwe Neumärker, stellvertretend für die Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum, die Openair-Ausstellung »Vernichtungskrieg in Polen 1939« in der polnischen Stadt Kielce. Die Ausstellung kann bis Ende Oktober im Innenhof des »Zentrums des Bürgerlichen und Patriotischen Gedankens« besichtigt werden.
Nach der Begrüßung von Andrej Sygut, dem Präsidenten der Stadt Kielce, sprach auch Marek Maciagowski, Direktor Zentrums des Bürgerlichen und Patriotischen Gedankens, ein Grußwort an die rund fünfzig Gäste. Anschließend führte Uwe Neumärker in die Thematik der Ausstellung ein und erläuterte kurz den Inhalt der zehn Tafeln.
Die Stadt Kielce nimmt eine Sonderstellung in der Nachkriegsgeschichte Polens ein. Am Ende des Zweiten Weltkrieges lebten keine Juden mehr in der Stadt. Die rund 25.000 dort ansässigen Juden wurden während des Krieges deportiert oder konnten fliehen. Mit dem Kriegsende jedoch kehrten nach und nach etwa zweihundert Juden nach Kielce zurück. Das Pogrom von Kielce vom 4. Juli 1946 gilt als der bekannteste Übergriff von Zivilisten auf jüdische Personen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Vor einem Wohnhaus, in dem alle Juden nach dem Krieg zusammen wohnten, kam es aufgrund von judenfeindlichen Gerüchten über einen Ritualmord zu anti-jüdischen Protesten durch Bewohner der Stadt. Als die Juden und Jüdinnen auf die Straße flüchteten, wurden sie vom polnischen Mob angegriffen. An diesem Tag wurden über vierzig polnische Juden und Jüdinnen ermordet und weitere achtzig verletzt. Zwei Polen, die ihnen zur Hilfe eilten, wurden ebenfalls ermordet. Heute erinnert eine Gedenktafel am Ort des Geschehens an die 42 ermordeten Jüdinnen und Juden von Kielce.