Im Februar 2021 wandte sich Matthias Krones, der seit vielen Jahren ehrenamtlich im »Sächsische Israelfreunde e.V.« tätig ist und im Rahmen dieses Vereins Menschen – insbesondere Holocaustüberlebende – in Israel humanitär und mit Renovierungsarbeiten unterstützt, an den damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble. Er bat ihn, um Hilfe bei der Veröffentlichung der Lebenserinnerungen von Ruth Zimmermann.
Matthias Krones hatte Ruth und ihre Geschichte, neben vielen anderen Überlebenden, während seiner Handwerkerdienste in Israel kennengelernt. Ruth Zimmermann hatte sich erst im fortgeschrittenen Alter entschieden, ihre Lebensgeschichte mit anderen zu teilen und mithilfe ihrer Tochter, Dina Zimmermann-Vakrat, aufzuschreiben. Das Ehepaar Henoch und Esther Ackermann, welche sich seit vielen Jahren vor Ort in Israel um die Betreuung und Hilfe für Holocaustüberlebende kümmern, stellte den Kontakt zu Ruth her.
Ruth Zimmermann, 1930 geboren, verbringt ihre ersten Lebensjahre im thüringischen Sondershausen. 1937 zieht die Familie nach Hamburg, wo der Vater während des Novemberterrors 1938 verhaftet wird. Nach seiner Rückkehr wandert die Familie 1939 nach Schanghai aus. Ihre Verwandten, die in Europa geblieben sind, werden ermordet. 1943 müssen alle Juden in Schanghai in ein Ghetto ziehen. Ruth überlebt. Nach dem Krieg zieht Ruth mit ihren Eltern in die USA. 1951 geht sie nach Israel, heiratet ihre Jugendliebe Walter, die sie im Ghetto in Schanghai kennengelernt hatte, und gründet eine Familie.
Wolfgang Schäuble, damals Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Denkmal, bat Uwe Neumärker, den Direktor der Stiftung Denkmal, sich der Anfrage von Matthias Krones anzunehmen und sich das Manuskript der Zeitzeugin Ruth Zimmermann, welches bereits von Marie von Mirbach-Harff aus dem Hebräischen übersetzt wurde, näher anzuschauen.
Nun, genau ein Jahr später, war es so weit, die Lebenserinnerungen von Ruth Zimmermann haben die Druckerei verlassen, Matthias Krones in Sachsen und unmittelbar danach auch Ruth in Israel erreicht. Unter dem Titel »Vertrieben und doch angekommen – von Sondershausen nach Schanghai, New York und Israel« erscheint mit diesem Zeugnis der 19. Bericht in der Zeitzeugenreihe der Stiftung. Matthias Krones konnte nun erneut, so wie es auch sein großer Wunsch war, nach Israel reisen und Ruth am 12. Mai 2022 in ihrer Wohnung in Hadera besuchen. Das erste Exemplar ihrer Lebensgeschichte erhielt Ruth unmittelbar nach dem Druck des Buches bereits im April, als eine Gruppe von Handwerkern der Sächsischen Israelfreunde e.V. zum Handwerkerdienst in Israel weilte.
Ruth Zimmermanns Erinnerungen werden von nun an Teil der fortwährenden Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit der Stiftung sein.
Ruth Zimmermann ist in diesem Jahr 92 Jahre alt geworden. Ihr gilt unser größter Dank. Sie hat uns Ihr Vertrauen geschenkt, ihre Erinnerungen in unserer Zeitzeugenreihe zu veröffentlichen. Wir grüßen sie und ihre Familie in Israel recht herzlich!