Es war ein silbernes Zigarettenetui – ein Geschenk ihres Vaters an ihren Mann –, welches das Überleben von Hedy Hornstein während der Auflösung des Czernowitzer Ghettos sicherte. Durch dessen Herausgabe konnte rettende Zeit vor der drohenden Deportation herausgeschlagen werden.
Die 1915 in Olmütz geborene Hedy Hornstein wuchs in Prag auf und absolvierte dort ihre Schulzeit sowie ein Studium zur Textilingenieurin. Am 15. März 1939, mit 23 Jahren, heiratete sie ihren Mann Guido, zeitgleich mit dem Beginn der deutschen Besatzung. Um der Verfolgung in Prag zu entgehen, entschloss sich das Paar, in die Heimat des Mannes nach Czernowitz auszuwandern. Dort erlebte sie die Besetzung durch die Rote Armee 1940 und die folgenden Deportationen nach Sibirien ebenso wie das Pogrom nach der deutschen Besetzung im Juni 1941. Während dieser Zeit musste sie Zwangsarbeit leisten und wäre beinahe nach Transnistrien deportiert worden. Im Jahr 1943 trat Hedy Hornstein gemeinsam mit ihrem Mann in die Tschechische Brigade der Roten Armee ein und rückte mit dieser bis nach Prag vor. Noch während des Krieges suchte sie nach überlebenden Angehörigen im Ghetto Theresienstadt. Auf der Suche nach einem Leben in Freiheit scheiterte eine gemeinsame Auswanderung mit den Schwiegereltern 1948 am kommunistischen Umsturz in der Tschechoslowakei. Erst 1964 gelang der Familie die Flucht nach Düsseldorf. Zum Zeitpunkt des Interviews war sie 97 Jahre alt.
Hedy Hornstein (00165/sdje/0060). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, 10. April 2013 (Düsseldorf). Durchführung: Daniel Baranowski, Philipp Sukstorf und Lennart Bohne. Transkription und Bearbeitung: Christoph Schönborn.