von Uwe Neumärker, Direktor Stiftung Denkmal
Seit seiner Übergabe an die Öffentlichkeit im Oktober 2012 hat sich das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas im Berliner Tiergarten zu einem Publikumsmagneten für in- und ausländische Besucher, sowohl Gruppen- als auch Einzelbesucher, entwickelt. Zudem nutzen Angehörige der Minderheit ebenso wie Nichtroma das Denkmal als zentralen Gedenkort. Das große Interesse am Denkmal steht im Widerspruch zum weithin geringen Wissen über die Verfolgung und Ermordung von Menschen aus der Minderheit der Sinti und Roma. Das Fehlen vertiefender Informationen wurde immer wieder beklagt und ein ergänzender Ort der Information gefordert.
Diese Erfahrungen bewogen die Stiftung, im Frühsommer 2015 mit der Erarbeitung einer ergänzenden Freiluftausstellung zu beginnen. Verantwortlich sind Jana Mechelhoff-Herezi, Leitung Erinnerung an Sinti und Roma, und Direktor Uwe Neumärker. Neben zehn Texten, die von den Lebenswelten der Sinti und Roma in Europa, über die Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland und in den ab 1939 eroberten Gebieten, Selbstbehauptung und Widerstand bis zur verweigerten Anerkennung des Völkermordes nach 1945 und heutigen Formen der Erinnerung in Europa reichen, stellen vor allem neun Opferbiographien – beispielsweise aus Frankreich, den Niederlanden, Polen, Serbien oder Russland – das Herzstück der künftigen Präsentation dar. Anfang 2017 tagte ein Beirat zu historischen und sprachlichen Fragen der Darstellung.
Bereits im Sommer 2016 hatte Dani Karavan, der das nationale Mahnmal am Simsonweg geschaffen hat, sein Interesse bekundet, auch die Ausstellung künstlerisch zu begleiten. Als Standort wählte er eine Fläche links vom Zugang zum Denkmal. Am 23. April dieses Jahres trafen sich Dani Karavan – der bald seinen 88. Geburtstag feiert, Vertreter seines Berliner Architekturbüros sowie der Sinti und Roma, des Landes Berlin, der BKM und des zuständigen Bezirks Tiergarten-Mitte, um anhand einer Simulation von Ausstellungstafeln den Standort zu bestimmen und eine mögliche gestalterische Ausführung zu begutachten. Im Ergebnis zeigten sich alle von der Notwendigkeit einer solchen Ausstellung und der vorgeschlagenen Umsetzung überzeugt. Nun bedarf es der Genehmigungen durch Bezirk und Land, einer Beschlussfassung durch das Stiftungskuratorium und einer Finanzierung durch die BKM, um Dani Karavans auf Jiddisch geäußerte Hoffnung »Gemachte Gescheft!« Wirklichkeit werden zu lassen.