Zilli Reichmann wurde 1924 in Thüringen als Cäcilie Reichmann geboren, im Kreis einer großen Familie. Eine glückliche Zeit sei das gewesen. 1943 war Zilli die Erste ihrer Familie, die nach Auschwitz deportiert wurde. »Ein halbes Jahr später kam meine Familie einzeln in Auschwitz an – erst mein Vater und später die anderen – die wurden alle vereinzelt aufgegriffen. […] Vorher hatte ich mich noch ganz gut durchgeschlagen können, aber dann musste ich plötzlich für meine ganze Familie sorgen. Da hab ich geklaut. Ich hab Essen geklaut, wo ich nur konnte.« Sie sei ja jung gewesen und hätte noch relativ viel Kraft gehabt, berichtete Zilli Reichmann in einem von der Stiftung Denkmal veranstalteten Zeitzeugengespräch am 4. April 2019 in der Tschechischen Botschaft. »Und einen Willen hab ich gehabt und einen großen Hass auf die, die uns das antaten.«
Am 2. August 1944 wurde sie zur Zwangsarbeit nach Ravensbrück verschleppt. Ihre vierjährige Tochter Gretel, ihre Eltern, die Schwester mit ihren sechs Kindern und zahlreiche weitere Verwandte wurden in der Nacht des 2. August 1944 im »Zigeunerfamilienlager« in Auschwitz mit Gas ermordet.
Zusammen mit ihrer Cousine floh Zilli Reichmann aus Ravensbrück, schlug sich zu ihrem Onkel nach Berlin durch und beschaffte sich falsche Papiere, mit denen sie sich bis zum Kriegsende, das sie in einem kleinen Ort in der Nähe von Wien erlebte, frei bewegen konnte. »Bei Wien hab ich dann mit meiner Cousine auf einem Weingut gearbeitet. Und abends saßen wir immer auf der Bank und haben geweint, um die, die in Auschwitz geblieben sind.«
Bereits am 2. August 2018, anlässlich des 74. Jahrestages der »Liquidation des Zigeunerfamilienlagers« in Auschwitz-Birkenau, hielt sie bei der Gedenkstunde am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas eine bewegende Rede.
Ende des Jahres publiziert die Stiftung Denkmal Zilli Reichmanns Erinnerungen unter dem Titel »Ich wollte leben«.