»Namut«, »wir werden sterben«, war die verschlüsselte Botschaft einer Postkarte aus Auschwitz, die Max M. Livni in Theresienstadt zu Gesicht bekam. Weder er noch seine Freunde begriffen, was diese Warnung bedeutete. Der Massenmord in Birkenau ging weit über ihre Vorstellungskraft hinaus.
Die Familie, in welche Max M. Livni 1926 in Prag geboren wurde, war eine traditionsreiche orthodoxe jüdische Familie. Er erlebte eine glückliche Kindheit in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit. Bereits als Jugendlicher wandte er sich vom Glauben ab, hielt dies jedoch vor seinen Eltern geheim, da er sie nicht beunruhigen wollte. Die Judenverfolgung begann mit der deutschen Besetzung 1939. Im Jahr 1943 wurde Max M. Livni mit seiner Familie in das Ghetto Theresienstadt und von dort im September 1944 weiter nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Angesicht der Krematorien verstand er nun die Warnungen, welche ihn zuvor erreicht hatten. Nach wenigen Tagen wurde er in das Arbeitslager Kaufering IV transportiert und musste Zwangsarbeit leisten. Ende April 1945 überlebte Max M. Livni den Todesmarsch in das Lager Allach und wurde dort befreit. Nach dem Krieg arbeitete er in verschiedenen Funktionen für die Jugendbewegung und wanderte gemeinsam mit seiner Frau Chava 1949 nach Israel aus. Zuerst lebte die Familie im Kibbuz, 1951 zog sie nach Kirjat Tivon. Offenheit und Ehrlichkeit prägten Max M. Livnis Umgang mit der eigenen Geschichte. Zum Zeitpunkt des Interviews war er 87 Jahre alt.
Max M. Livni (01164/sdje/0059). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, 18. März 2013 (Kirjat Tivon). Durchführung: Lennart Bohne, Daniel Baranowski und Daniel Hübner. Transkription und Bearbeitung: Christoph Schönborn.