Sozial gut eingebunden und sehr selbstständig genoss die 1921 in eine traditionelle jüdische Familie in Königsberg geborene Rachel Dror ihre Kindheit, bis sich 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten das Leben der 12-Jährigen änderte und die nichtjüdischen Freunde sich von ihr abwendeten.
Rachel Dror hinterfragte bereits als Kind die Autoritäten Erwachsener und verließ mit 13 Jahren die Schule. Nach einer begonnenen Schneiderlehre zog sie nach Hamburg, um sich auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Nach der Reichspogromnacht kehrte sie im November 1938 vorerst nach Königsberg zurück, wanderte aber ein halbes Jahr später aus. Im neu gegründeten Staat Israel kam sie als eine der ersten Frauen 1948 in den Polizeidienst, wo sie bis zu ihrer Rückkehr nach Deutschland 1957 arbeitete. Sie wurde schließlich Lehrerin für Bildende Kunst und Werken. Rachel Dror engagierte sich für Offenheit und Toleranz zwischen Christentum, Judentum und Islam und wurde für ihren Einsatz mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt. Die Würde jedes Menschen unabhängig von seiner Herkunft und Religionszugehörigkeit anzuerkennen, war ihr Hauptanliegen. Zum Zeitpunkt des Interviews war sie 91 Jahre alt.
Rachel Dror (01153/sdje/0048). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, 20. Juni 2012 (Berlin). Durchführung: Barbara Kurowska, Lennart Bohne und Daniel Hübner. Transkription und Bearbeitung: Teresa Schäfer.