Von dem Gefühl geprägt, während des Holocaust anderen hilflos ausgeliefert gewesen zu sein, war es Uri Chanoch nach der Auswanderung nach Israel wichtig, selbst entscheiden, sich wehren und kämpfen zu können. Er engagierte sich unermüdlich, um anderen Menschen Lehren aus seiner Geschichte zu vermitteln.
Nach einer unbeschwerten Kindheit in einer bürgerlichen Familie erlebte der am 28. März 1928 in Kaunas geborene Uri Chanoch die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, als seine Heimatstadt erst durch die Rote Armee und im Sommer 1941 durch die Wehrmacht besetzt wurde. Kurz nach dem Umzug der Familie in das Ghetto Kaunas verstand der 13-Jährige, dass eine Arbeitsstelle einen gewissen Schutz verschaffen könnte und meldete sich als Eilbote. Nach der Auflösung des Ghettos im Sommer 1944 wurde er über das Konzentrationslager Stutthof gemeinsam mit seinem Vater und Bruder in das Konzentrationslager Kaufering deportiert, wo er Zwangsarbeit leisten musste. Er floh vom Todesmarsch im April 1945 und wurde bei Landsberg durch amerikanische Truppen befreit. Nach dem Krieg wanderte er mit seinem Bruder nach Palästina aus und schloss sich der Palmach an, um für die Unabhängigkeit Israels zu kämpfen. Nach mehreren Jahren im Militär wurde er Geschäftsmann und leitete einen eigenen Betrieb. Zum Zeitpunkt des Interviews war Uri Chanoch 84 Jahre alt.
Uri Chanoch (01159/sdje/0045). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, 19. Mai 2012 (Kfar Shemaryahu). Durchführung: Teresa Schäfer, Daniel Baranowski und Daniel Hübner. Transkription und Bearbeitung: Teresa Schäfer.