Mit unerschrockener Wissbegier und dem Willen, sich Details einzuprägen und im Gedächtnis zu bewahren, überlebte der Künstler Yehuda Bacon als Junge das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Nach dem Krieg machte er es sich zur Aufgabe, Dialogbereitschaft zu lernen und zu leben.
Bereits in der Vorkriegszeit beobachtete der 1929 geborene Yehuda Bacon die durch antijüdische Gesetze und Verfolgung einsetzenden Veränderungen in seiner Heimatstadt Mährisch-Ostrau. Mit 13 Jahren wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er erlebte die Zeit dort in einem der Kinderheime und erkannte schnell die Bedeutung von Zusammenhalt und gegenseitiger Hilfe. Im Dezember 1943 wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert. In dem von Fredy Hirsch geleiteten Kinderblock war er zunächst geschützt. Schließlich wurde er als Zwangsarbeiter eingesetzt und erhielt durch seine Arbeit Einblicke in fast alle Bereiche des Lagers. Nach einem Todesmarsch wurde er nach Mauthausen deportiert und am 5. Mai 1945 in Gunskirchen befreit. Nach einem Jahr in dem von Přemysl Pitter geleiteten Kinderheim bei Prag wanderte er 1946 nach Palästina aus, um in Jerusalem Kunst zu studieren und zu lehren. Neben seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Erlebten befasste er sich intensiv mit Philosophie und Theologie. Nie die Hoffnung auf ein erfülltes Leben und Menschlichkeit zu verlieren, wurde zum Leitfaden seines Lebens. Zum Zeitpunkt des Interviews war Yehuda Bacon 82 Jahre alt.
Yehuda Bacon (01149/sdje/0044), 14. und 23. Mai 2012 (Jerusalem). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Durchführung: Teresa Schäfer, Daniel Baranowski und Daniel Hübner. Bearbeitung: Teresa Schäfer.