Seit seiner Jugend in Prag war Jacov Tsur ein engagierter Zionist. Als Überlebender der Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Sachsenhausen emigrierte er nach dem Krieg illegal nach Palästina. Nach der Staatsgründung Israels widmete er sein Leben der Arbeit im Kibbuz Na’an.
Jacov Tsur wurde 1925 in Mährisch-Ostrau geboren. Nach der Scheidung seiner Eltern wohnte er an unterschiedlichen Orten im Sudetenland und zog schließlich nach Prag. Dort trat er der zionistischen Jugendorganisation Blau-Weiß bei. Mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei durch das Deutsche Reich begann auch in Prag die Judenverfolgung: Ab 1941 musste Jacov Tsur Zwangsarbeit leisten und wurde Zeuge der Deportationen aus dem Protektorat. Zunächst geschützt durch die Stellung seines Vaters wurde er erst im August 1943 ins Ghettolager Theresienstadt und bald darauf ins Familienlager nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Nach sechsmonatiger Haftzeit wurde er in die Konzentrationslager Schwarzheide und Sachsenhausen verlegt. Er war einer der wenigen Häftlinge, die den Todesmarsch aus Sachsenhausen überlebten. Im Mai 1945 fuhr er zurück nach Prag, von wo er sich illegal auf den Weg nach Palästina machte. Über Österreich, Italien und Zypern reiste er schließlich nach Palästina ein. Während des Unabhängigkeitskriegs 1948 diente er beim Militär als Späher und Ausbilder; 1949 ließ er sich im Kibbuz Na’an nieder und gründete dort eine Familie. Zum Zeitpunkt des Interviews war er 86 Jahre alt.
Jacov Tsur (01143/sdje/0039), 27. November 2011 (Na’an). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Durchführung: Daniel Baranowski, Barbara Kurowska und Daniel Hübner. Bearbeitung: Barbara Kurowska.