Valentīna Freimane wuchs in einer großbürgerlichen Familie in Riga, Paris und Berlin auf. Als einzige ihrer Familie überlebte sie den Holocaust in Lettland. Nach dem Krieg etablierte sie sich in ihrer Heimat als bekannte Kunst-, Film- und Theaterwissenschaftlerin.
1922 in Riga als Valentīna Loewenstein geboren, legten ihre Eltern großen Wert auf klassische Bildung und mehrsprachige Erziehung. Schon früh entwickelte sie eine Leidenschaft für Literatur, Musik, Theater und Kino. 1940 erlebte sie zunächst die Annexion des Landes durch die Sowjetunion und die Deportation von Verwandten nach Sibirien. Als im Sommer 1941 die deutsche Besatzungszeit begann, wurden die Eltern in das neu errichtete Ghetto der Stadt verschleppt. Ihr selbst gelang es, sich mit ihrem Mann, den sie kurz zuvor geheiratet hatte, fast ein Jahr lang in der ehemaligen elterlichen Wohnung zu verstecken. Während ihr Mann bei einer Durchsuchung verhaftet wurde und später im Gefängnis starb, konnte Valentīna Freimane fliehen und in wechselnden Verstecken bis zur Befreiung Rigas durch die Rote Armee im Oktober 1944 überleben. Nach dem Krieg arbeitete sie als promovierte Kunsthistorikerin an der Lettischen Akademie der Wissenschaften. Seit 1989 lebte sie wieder in Berlin und kehrte damit in die Stadt zurück, mit der sie zahlreiche Kindheitserinnerungen verband. Ihre 2010 veröffentliche Autobiographie »Adieu, Atlantis« wurde in Lettland zu einem Bestseller. Zum Zeitpunkt des Interviews war sie 91 Jahre alt.
Valentīna Freimane (01174/sdje/0065). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin (16. Oktober 2013). Durchführung: Lennart Bohne, Christoph Schönborn und Daniel Hübner. Transkription: Ruth Preusse. Bearbeitung: Martin Hölzl.