Charlotte Kroll wurde am 6. März 1922 in Freital (Sachsen) geboren. 1940 kam ihre erste Tochter zur Welt. Kroll arbeitete in einer Munitionsfabrik. Dort gab sie 1942 einer schwangeren russischen Zwangsarbeiterin gebrauchte Kinderkleider. Kurz darauf wurde sie von der Gestapo, ohne den Grund zu kennen, verhaftet und ihre Tochter in ein Heim gebracht. Nachdem sie ein Jahr im Gefängnis in Dresden war, wurde sie 1943 als politische Gefangene ins Konzentrationslager Ravensbrück überstellt, wo sie bei der Firma Siemens Zwangsarbeit leisten musste. Nach einem Jahr wurde sie genauso willkürlich wieder freigelassen, kannte aber immer noch nicht den Grund für ihre Verhaftung. Erst als sie per Zufall eine ehemalige Polizeibeamtin sah, erfuhr sie, dass sie verhaftet wurde, weil sie die Babykleider an die russische Zwangsarbeiterin gegeben hatte. Charlotte Kroll war zutiefst entsetzt über diese Begründung, denn ihre Mitmenschlichkeit hätte sie um ein Haar mit dem Leben bezahlt. Dieses erlittene Unrecht war Anlass für ihr lebenslängliches Engagement als Zeitzeugin, für das sie im Juni 2010 mit dem Brandenburger Verdienstorden und im März 2015 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde.
Am 13. Dezember 2016 – heute vor 6 Jahren – starb Charlotte Kroll im Alter von 94 Jahren.
Foto: Am 1. Oktober 2015 veranstalteten die Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Stadtmuseum Berlin ein Zeitzeugengespräch mit den Überlebenden Ilse Heinrich und Charlotte Kroll. Das Gespräch, das in der Nikolaikirche stattfand, wurde von dem radioeins-Moderator Volker Wieprecht geführt. Charlotte Kroll im Gespräch mit Volker Wieprecht © Stiftung Denkmal, Foto: Marko Priske