Vor 141 Jahren, am 15. April 1882, wurde Schmuel David Grossman im polnischen Gorzkowice geboren. Zusammen mit seiner Frau Chaja Ruda Grossman und den drei Kindern zog er in den 1920er Jahren nach Lodz. Die Stadt war damals das Zentrum der polnischen Stoff- und Bekleidungsindustrie. Auch die Grossmans arbeiteten in der Textilbranche. Die Töchter nähten zuhause Wäschestücke, die der Vater Schmuel David als Händler verkaufte. Im Mittelpunkt seines Lebens standen jedoch das Studium der Heiligen Schrift und das Beten.
Im Frühjahr 1940 zwang die deutsche Besatzungsverwaltung die Lodzer Juden, in ein Ghetto umzuziehen. Der Sohn Mendel Grossman arbeitete als Fotograf für den von den Deutschen eingesetzten Judenrat. Er sollte Ghettoeinrichtungen und Zwangsarbeitsstätten fotografieren, nutzte seine Kamera aber auch illegal, um Elend und Not zu dokumentieren. Die von den Besatzern bewusst herbeigeführte Lebensmittelknappheit bedeutete den Hungertod für Tausende von Menschen. Unter ihnen waren im Juli 1942 auch die Eltern, Schmuel David und Chaja Ruda Grossman. Im Sommer 1944 wurde das Ghetto aufgelöst, die Bewohner wurden deportiert. Mendels Schwester Fajga und ihr Sohn Jankusch starben in Auschwitz.
Mendel Grossman konnte über 10.000 Negative verstecken, die den Ghetto-Alltag dokumentieren. 1944 gelangte er aus dem Ghetto in das Außenlager Königs Wusterhausen des KZ-Sachsenhausen, süd-östlich von Berlin. Er starb auf einem von hier nach Norden führenden Todesmarsch, wahrscheinlich am 30. April 1945.
Beitragsbild: Lodz, um 1930: die Familie Grossman. © SDJE/ Moshe Zilber, Haifa