»Die Verleugneten. Opfer des Nationalsozialismus 1933 – 1945 – heute«

Die Wanderausstellung »Die Verleugneten. Opfer des Nationalsozialismus 1933 – 1945 – heute«

Die Ausstellung erinnert an Menschen, die im Nationalsozialismus als »Asoziale« und »Berufs­verbrecher« verfolgt wurden. Ihre Erfahrungen stehen im Zentrum. Zwischen 1933 und 1945 greifen Behörden und Polizei gesellschaftliche Vorurteile auf. Sie kontrollieren, drangsalieren und berauben Zehntausende ihrer Freiheit. Viele werden ermordet.

Die Bundesrepublik, die DDR und Österreich verweigern den Betroffenen eine Entschädigung. Ihre Unrechtserfahrungen werden verleugnet. Erst 2020 beschließt der Deutsche Bundes­tag ihre Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus.

Die Ausstellung wurde am 10. Oktober 2024 feierlich in Berlin eröffnet.

Vom 20. März bis 14. September 2025 können Interessierte, täglich von 9 bis 17 Uhr, die Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Gedächtnisallee 5, 92696 Flossenbürg besuchen.

Nach der Präsentation in Berlin und in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg wird die Wanderausstellung an weiteren Orten in Deutschland und Österreich zu sehen.

Ausstellung Die Verleugneten c Stiftung Denkmal Foto Marko Priske (1)
Ausstellung »Die Verleugneten« © Stiftung Denkmal, Foto: Marko Priske
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Ausstellung »Die Verleugneten« © Stiftung Denkmal, Foto: Marko Priske
Ausstellung Die Verleugneten c Stiftung Denkmal Foto Marko Priske (7)
Ausstellung »Die Verleugneten« © Stiftung Denkmal, Foto: Marko Priske

Gruppenführung Ausstellung Die Verleugneten
Kostenlose Führung Ausstellung Die Verleugneten

Die Webseite unter »www.die-verleugneten.de«

Die Webseite »Die Verleugneten« ist seit dem 27. Juni 2022 online. Sie ist Teil des Ausstellungsprojekts zu den im Nationalsozialismus als »Asoziale« und »Berufsverbrecher« Verfolgten und begleitete die Entstehung der Wanderausstellung.

Zum Start der Webseite wurden zunächst sieben Menschen vorgestellt, die als »Asoziale« oder »Berufsverbrecher« verfolgt wurden. Die Biografien werfen viele Fragen auf: Weshalb wurden Menschen von den Nationalsozialisten als »Gemeinschaftsfremde« verfolgt? Wie reagierten sie auf diese Anschuldigungen und wie gingen ihre Angehörigen damit um? Wer war an ihrer Verfolgung beteiligt? Und warum verweigerten Staat und Gesellschaft ihnen so lange die Anerkennung?

Die BIOGRAFIE VON WILHELM ZORICHTAS

Zorichta 01 Portraitfoto Yad Vashem

Wilhelm Zorichtas

Wilhelm Zorichtas Eltern sind gehörlos und leben im Armenhaus. Er selbst verbringt einen Teil seiner Jugend in Fürsorgeheimen. Mit 19 Jahren wird er aus dem Heim entlassen. Er hat keinen festen Wohnsitz und arbeitet gelegentlich auf Märkten, um über die Runden zu kommen. Das alleine genügt den Behörden, ihn als »asozialen Minderjährigen« in das Jugend-KZ Moringen einzuweisen. Obwohl Wilhelm Zorichta in Führungsberichten als »ruhiger, disziplinierter Junge« und »gutmütiger Bursche« beschrieben wird, kommt er nicht frei. Auch die Entlassungsgesuche seines Vaters bleiben erfolglos. Mit gerade einmal 24 Jahren kommt er in das KZ Dachau. Fast sein gesamtes Leben hat er zu diesem Zeitpunkt in Lagern und Einrichtungen verbracht. Mit seiner Überstellung in ein Außenlager des KZ Flossenbürg im Herbst 1944 verliert sich jedoch seine Spur. Ob Wilhelm Zorichta die Lagerhaft überlebt hat, ist nicht bekannt. Wie bei vielen als vermeintlich »Asoziale« oder »Berufsverbrecher« Verfolgten, kann seine Geschichte nahezu nur über Akten rekonstruiert werden, die die Täter/-innen über ihn angelegt haben. 

Hintergrund

Verfolgung von »Asozialen« und »Berufsverbrechern« im Nationalsozialismus und ihr langer Weg zur Anerkennung

Auch fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es Leerstellen in der Erinnerungskultur Deutschlands und Österreichs. Das Leid zehntausender Frauen, Männer und Jugendlicher, die als »Gemeinschaftsfremde«, »Asoziale« oder »Berufsverbrecher« bezeichnet wurden, rückt erst allmählich ins öffentliche Bewusstsein. Sie wurden in Konzentrationslager gesperrt, in Heimen und psychiatrischen Anstalten festgehalten, viele von ihnen zwangssterilisiert.

In der Nachkriegszeit wurden die Überlebenden in der Bundesrepublik, der DDR sowie in Österreich von Entschädigungsleistungen ausgeschlossen. Wer von den Nationalsozialisten als »Berufsverbrecher« oder »Asozialer« verfolgt worden war, wurde auch in der Nachkriegsgesellschaft misstrauisch beäugt, weiterhin stigmatisiert und ausgegrenzt. Bei den Betroffenen selbst, aber auch in den folgenden Generationen führte die Scham über die Gründe der Verfolgung zu jahrzehntelangem Schweigen.

Erst in den 1980er Jahren begannen vereinzelte Forscher/-innen, die Verfolgung aufzuarbeiten. Doch es sollte weitere Dekaden dauern bis das Thema die nötige Aufmerksamkeit bekam: Ein Initiativkreis um Professor Dr. Frank Nonnenmacher, selbst Neffe eines als »Berufsverbrecher« stigmatisierten Häftlings, trug es in den politischen Raum. Erst 2020 entschied der Deutsche Bundestag, die als »Asoziale« und »Berufsverbrecher« Verfolgten als Opfer des Nationalsozialismus anzuerkennen. Das Ausstellungsprojekt ist Teil dieses Beschlusses.

Projektbeteiligte

Die Wanderausstellung und die dazugehörige Webseite werden gemeinsam von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg im Auftrag des Deutschen Bundestages erarbeitet. Konzeption und Gestaltung der Webseite sind in Zusammenarbeit mit der Agentur werk21 Kommunikation entstanden. Die Programmierung übernahm die Agentur ACB. allcodesarebeautiful und //* Alle Wetter. Die Ausstellung gestaltete GABU Heindl Architektur mit Zoff GbR und SIRENE Studio.

Das Ausstellungsprojekt wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziell gefördert.

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